Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 9. Juli 2013

Lilla und Sturmkönig von Meike Möhle



 
Lilla ist neun, als sie von ihrem Onkel das Schaukelpferd Sturmkönig bekommt. Anfangs hätte sie lieber ein richtiges Pony gehabt, aber Sturmkönig hat ungeahnte Fähigkeiten und bringt jede Menge Aufregung in Lillas Leben: Denn er kann nicht nur sprechen und fliegen, sondern kennt auch jede Menge lustige Gestalten. So lernt Lilla den Kohlrabikönig und die Wetterfrau kennen, schließt Freundschaft mit Buntsocke und Entenschwanz und verhilft dem unheimlichen schwarzen Prinzen zu vielen neuen Freunden. Und auch das Loch im Himmelszelt des Kohlrabilandes lässt sich mit viel gemeinsamem Einsatz schließlich flicken.
"Lilla und Sturmkönig" ist eine lustige Geschichte für kleine Leute bis neun Jahre. Durch die 16 übersichtlichen und in sich abgeschlossenen Kapitel eignet es sich gut zum Vorlesen und ist für Erstleser ein schöner Einstieg ins selbstständige Lesen.
Erhältlich bei amazon.

1.      Das alte Schaukelpferd

In einem kleinen Dorf an der Nordseeküste wohnt ein Mädchen, das heißt Lilla. Das heißt, richtig heißt die Kleine Liane, aber das sagt keiner zu ihr. Sie ist schon immer die Lilla, und das ist ja eigentlich ein sehr schöner Name. Und eigentlich ist sie auch gar nicht mehr so klein. Sie geht schließlich schon in die vierte Klasse!
Lilla wohnt mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder Frederick in einem kleinen Haus mit Garten. Im gleichen Dorf wie Lilla wohnen noch Oma und Opa, Tante Karin und Lillas Patenonkel Uwe. Und von dem bekommt Lilla den Sturmkönig.
Es passiert an einem regnerischen Nachmittag. Lilla langweilt sich zu Hause und besucht deshalb ihren Onkel, der sich immer über ihren Besuch freut. Er ist ein Kunsttischler, der in einem großen Schuppen seine Werkstatt hat und dort alte Möbel wieder schön macht. Lilla liebt diese Werkstatt, denn hier gibt es immer allerhand zu entdecken: Kaputte Stühle und schöne Schränke, alte Sofas, aus denen schon die Federn rausgucken, oder auch mal Spielsachen. So wie Onkel Uwes altes Schaukelpferd Sturmkönig.
Sturmkönig ist ziemlich groß, viel größer als das kleine Holzpferdchen, auf dem Lilla früher geschaukelt hat. Er ist fast ganz weiß, mit buntem, geblümtem Zaumzeug und Rosen am Sattel. Als Onkel Uwe noch klein war, hat er es von seinem Onkel bekommen, und der hatte es von seiner Mutter. Sturmkönig ist also schon sehr alt. Er sieht aber gar nicht alt aus, denn vor Kurzem hat Onkel Uwe ihn nicht nur neu angemalt, sondern auch schöne neue Schaukelkufen unter Sturmkönigs Schaukelpferdbeine gebaut. Er hat die alte graue Wollmähne und den Wollschwanz gewaschen und gebürstet. Lilla hat noch nie zuvor ein so schönes Schaukelpferd gesehen.
Bewundernd sieht Lilla sich das glänzende Pferd an. „Das ist aber schön geworden!“, lobt sie ihren Onkel und betastet den Holzsattel mit den Rosen. Onkel Uwe lächelt stolz und macht Lilla und das Pferd miteinander bekannt: „Lilla, dies ist Sturmkönig. Ich habe ihm erzählt, dass Du ein ganz besonderes kleines Mädchen bist, und deshalb möchte er gerne bei Dir wohnen.“ Lilla grinst ein bisschen, denn schließlich ist sie schon viel zu groß für ein Schaukelpferd. Ein richtiges Pony, ja, das wäre toll!
Onkel Uwe aber spricht schon weiter: „Du darfst ihn haben, aber Du musst mir etwas versprechen.“ „Was denn“, fragt Lilla neugierig. „Du musst mir versprechen, dass Du gut auf ihn aufpasst, er ist nämlich manchmal etwas leichtsinnig. Und wenn Du größer und schwerer wirst, kann er Dich nicht mehr tragen. Du musst dann aber weiterhin für ihn sorgen, bis Du das besondere Kind findest, das ihn dann bekommen soll.“ „ Und wie finde ich so ein Kind?“ Lilla sieht Onkel Uwe fragend an, denn sie weiß nicht, woran man ein besonderes Kind erkennt. Onkel Uwe aber beruhigt sie: “Das sieht man an diesem fröhlichen Funkeln in den Augen. Aber bis dahin ist ja noch lange Zeit. Wenn Du dir später nicht sicher bist, kannst Du dann ja den Sturmkönig fragen, der kennt sich mit so etwas aus.“
Lilla nickt zweifelnd. Sie kennt ihren Onkel: Der erzählt einfach gerne Quatsch. Und bestimmt weiß er auch, dass man mit neun nicht mehr mit einem Schaukelpferd spielt. Sie klettert trotzdem einmal in den Sattel, denn etwas zu schaukeln, während sie Uwe beim Arbeiten zusieht, kann ja nicht schaden.
Lilla schaukelt vorsichtig, denn sie weiß, dass Sturmkönig schon sehr alt ist und möchte ihn nicht kaputt machen. Es ist aber ganz bequem in dem Holzsattel und das Schaukeln macht viel Spaß. Als Onkel Uwe kurz die Werkstatt verlässt, um einen fertig reparierten Tisch in seinen Lieferwagen zu schleppen, bleibt Lilla auf dem Pferd sitzen, schaukelt und singt vor sich hin.
„Du kannst aber schön singen, kleine Lilla!“  Vor Schreck wäre Lilla fast aus dem Sattel gefallen. Wer war denn noch hier im Schuppen? Ein eigenartiges Lachen lässt sie vom Pferd springen. „Du kannst sprechen?“ Die erstaunlich lebendigen Augen des Schaukelpferdes scheinen fröhlich zu glitzern und der weiße Kopf bewegt sich nickend auf und ab. „Natürlich kann ich sprechen. Aber sag es bitte keinem weiter.“
Lilla nickt verwirrt und ist erleichtert, als Onkel Uwe wieder hereinkommt. Der sieht sofort, dass Lilla ganz durcheinander ist. „Ich sehe, du hast Sturmkönigs Geheimnis gefunden. Oder besser, eines seiner Geheimnisse. Möchtest du ihn trotzdem haben, oder ist er dir unheimlich?“ Lilla schüttelt eifrig den Kopf. Sie hat schon vergessen, dass ein Schaukelpferd eigentlich was für kleine Kinder ist. Ein sprechendes Schaukelpferd, das ist dann doch etwas Schönes! Und so bringt Onkel Uwe Lilla und ihren neuen Freund am Abend in seinem großen Transporter nach Hause.
Als Papa nach Hause kommt, zeigt Lilla ihm glücklich ihren Sturmkönig und erzählt ihm, was Onkel Uwe über ihn gesagt hat. Papa lacht und  erwidert: „Der Uwe ist schon toll, nicht wahr. Er wird nie erwachsen!“ Lilla wundert sich darüber, denn Onkel Uwe ist schon ganz alt und groß und er hat einen dichten braunen Bart, wie ihn nur erwachsene Männer haben. Papa erklärt ihr aber, dass es Leute gibt, die zwar alt und groß sind, die sich aber trotzdem oft benehmen wie Kinder und immer noch nicht ganz vernünftig sind. Das versteht Lilla, denn wenn Onkel Uwe nicht in seiner Werkstatt arbeitet,  treibt er immer gerne Unfug. Eigentlich mehr als Lilla und ihr Bruder Frederick zusammen. 
(...)


Leserstimmen:
 "Die Abenteuer der kleinen Lilla und ihrem Schaukelpferd Sturmkönig knüpft an die Tradition der klassischen Kinderbücher an. (...)"

 "Die Autorin versteht es, Dinge sehr plastisch und lebendig zu erzählen; ich konnte mir die Szenerie immer sehr gut vorstellen und war "ganz dabei". (...)"

 

 

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