Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 26. November 2013

Ratte Prinz im Weihnachtsbaum von Annette Paul mit Illustrationen von Krisi Sz.-Pöhls




Ich bin Prinz, eine kleine sprechende Ratte. Und ich lebe freiwillig bei Rapunzel und ihrer Familie. Momentan sind meine Menschen besonders schrecklich. Das liegt wohl an der Weihnachtszeit. Alle haben so viel zu tun. Sie malen, basteln und backen. Außerdem machen sie ständig Krach. Schließlich ist die Mutter Sängerin und jedes Kind spielt zwei Instrumente.
Seit Tagen versuche ich Rapunzel zu überreden, mich zur Schule mitzunehmen. Ich möchte unbedingt ihre Freunde und Lehrer kennenlernen. Außerdem zerbreche ich mir den Kopf, was kann ich meiner Freundin schenken?

Vorlesegeschichte oder für Erstleser. Erhältlich bei amazon.

Leseprobe:


Picasso geht nach dem Frühstück mit Winnetou und Zorro auf die Terrasse und versucht, die Tanne in den kleinen Ständer zu zwängen. Vor lauter Anstrengung tropft ihm Schweiß von der Stirn. Er schimpft gewaltig. Ich beobachte sie durch das Fenster. Als  Rapunzel zu ihnen hinausschaut, folge ich ihr, denn die Männer brauchen meine Hilfe. Die drei sind reichlich entnervt und überhören meine Tipps. Schließlich fragt Zorro Picasso: „Was macht das Bild für Nachtigall? Du wolltest es auf einen Untergrund kleben?“
Vor Schreck lässt Picasso die Säge fallen. „Natürlich, und der Kleber muss auch noch trocknen.“ Schon rennt er ins Haus. Erleichtert atmen Zorro und Winnetou auf. Jetzt können sie in Ruhe sägen, zerren und ziehen. Dazu gebe ich ihnen die Anweisungen. „Den Stamm ein bisschen dünner machen.“ - „Nach rechts, nein, etwas nach links, das Ding ist schief.“ „Hilfe es kippt. Haltet es bloß fest.“ Irgendwann fliegt eine Säge in meine Richtung. Sie schlägt klirrend an die Wand und hinterlässt dort ein kleines Loch. Ich ducke mich vorsichtshalber unter die Gartentreppe, bis sie sich wieder beruhigt haben. „Verschwinde, sonst landest du heute noch im Kochtopf“, knurrt Zorro. Also halte ich lieber kurzfristig meinen Mund. Endlich passt die Tanne in den Ständer. Das verdanken sie natürlich mir.
„Steht sie auch, oder kippt sie um?“, fragt Schneeweißchen, die gerade mit Rapunzel vorbeischaut.
„Wir binden sie an der Garderobe fest.“
„Hoffentlich brennt das Haus nicht ab“, meint Rapunzel.
„Solange Prinz nicht im Baum herumklettert, passiert nichts.“ Winnetou schaut mich an. „Du musst uns versprechen, nicht zwischen den Kerzen herumzuturnen.“
„Natürlich nicht. Ich bin doch nicht lebensmüde. Ich gehe nicht in die Nähe von Feuer“, sage ich entrüstet.
Zu viert schleppen sie das Riesending ins Haus. In der Diele schieben sie den Schuhschrank an die Wand vor der Küche und hängen die Jacken und Mäntel von der Garderobe ab. Rapunzel bringt sie in den Keller. Jetzt ist ausreichend Platz für den Baum.



Leserstimmen:
"(...) Neugierig lässt die Autorin Prinz Weihnachten erleben. Ich bin mir sicher, Kinder werden Prinz lieben und sich noch mehr Geschichten über ihn wünschen.(...)"

"(...) Mit Ratte Prinz im Weihnachtsbaum hat Annette Paul wieder eine einfallsreiche Kindergeschichte geschrieben, welche durch seine schöne Bebilderung gerade in der Weihnachtszeit für Kinder sehr zu empfehlen ist."








Dienstag, 19. November 2013

Der Roboter Archimedes und der Kanonenkönig von Wilhelm Ruprecht Frieling

Wie ein Roboter von seinen Freunden vor einem verrückten 
Kanonenkönig gerettet wurde Kanonenkönig Kalli Kass will den Roboter Archimedes zur 
Fertigung von Kriegsgerät einschmelzen. Doch als der bösartige 
Herrscher den Ort Irgendwo belagert, wehren sich Jung und Alt 
gemeinsam, um Archimedes zu verteidigen. Eine Erzählung für Kinder ab sechs Jahren mit Illustrationen 
von Anna Käse.
Erhältlich bei amazon.
 
 
 

IM REICH DES KANONENKÖNIGS
Steil, zerklüftet und grau ragten die Wände der Bergfeste in die Höhe. Düstere Wolken lagen
über den bizarr geformten Wänden. Manchmal stießen sie an die Bergspitzen, dann schüttelten
sie sich und ließen Regen wie schwarzes Wasser hinabstürzen.
Es war feucht, kühl und nebelig. Verbrannt lag tote Erde auf den Wegen. Kein Grashalm wuchs
in dieser Einöde, kein Baum und keine Blume. Gämsen, Steinböcke, Hirsche, Murmeltiere,
Hasen und Eichhörnchen, die früher hier gelebt hatten, mieden die Gegend. Selbst der Schrei des
Adlers, des Königs der Lüfte und der Berge, drang nur selten bis hierher. Stattdessen konnte man
das dumpfe Rattern schwerer Maschinen vernehmen, unter deren Stampfen und Dröhnen der
Boden vibrierte.
Hier begann das Reich des Kanonenkönigs Kalli Kass, der in dem unwirtlichen Landstrich lebte.
Von seinem Bergschloss aus plante er, die ganze Welt zu versklaven. Gerade saß der
unheimliche Herrscher im Arbeitszimmer seines Eisenpalastes und las die Post.
»Was machen unsere Kanonen, Johann?«, rief er seinem Diener zu.
Johann kam angelaufen und verbeugte sich: »Majestät, es sieht schlecht aus.«
»Was heißt, es sieht schlecht aus?«, fuhr ihn der König an. »Wie soll ich die Welt erobern, wenn
wir zu wenig Waffen haben?«
Johann verneigte sich in seiner zerschlissenen Uniform. »Exzellenz mögen bitte verstehen. Uns
fehlt Eisen, um neue Kanonen zu bauen.«
»Ja, ist denn das die Möglichkeit? Kein Eisen, kein Eisen?« Der Kanonenkönig sprang auf und
lief hin und her. Sein ganzes Zimmer war aus Metall. Die schwarzen Wände bestanden aus
Eisen. Der mächtige Schreibtisch, die schweren Stühle, sogar das Bett, auf dem Kali Kass von
der Eroberung der Welt träumte, waren geschmiedet. Und da sollte es kein Eisen geben?
»Dann müssen wir es eben besorgen. Schließlich gehört mir die halbe Welt, da soll kein Eisen
aufzutreiben sein? Das wäre doch gelacht! Johann, wir schreiben sofort an alle Länder, Städte
und Gemeinden, die uns gehorchen, und verlangen, dass sie uns mehr Eisen bringen.«
»Aber Herr König«, wagte der Untertan zaghaft einzuwenden. »Das haben wir doch schon
zweimal gemacht.«
«Quatsch nicht immer dazwischen, wenn ich denke, dummer Hund«, schrie Kalli Kass den alten
Diener an und trat ihm mit seinem schweren Eisenschuh in den Allerwertesten. Der schrie auf
und wimmerte leise: »Außer in Eisenstadt, der königlichen Hauptstadt, gibt es kein Eisen mehr.
Wir haben bereits alles eingezogen und verarbeitet.« – Doch das wollte der König nicht hören.
»Ich habe eine neue Idee: Wir laden alle Erfinder ein, Geheimrezepte für die Eisenherstellung
auszuknobeln. Dann stellen wir selbst her, was wir brauchen, und ich werde König der ganzen
Welt!«
Der Kanonenkönig stellte sich in seiner eisernen Rüstung vor einer blank polierten schwarzen
Eisenplatte auf, die ihm als Spiegel diente. Er betrachtete sich von oben bis unten und begann
einen Freudentanz, so begeistert war er über seinen neuen Einfall.
»Ich werde schön fett«, dachte Kass, »das passt gut zu einem richtigen König.« Er setzte ein
Furcht einflößendes Gesicht auf.
»Nun, du Esel, bewundere meinen tollen Einfall«, fauchte er den alten Johann an.
»Wenn Sie gestatten, Majestät, Eisen kann man nicht erfinden. Eisen gibt es nur im Inneren
unserer Erde.« Johann wagte kaum, den wütenden Herrscher anzuschauen.
»Quatsch mit Soße!« Der König wurde sauer.
»Das weiß ich als Kanonenkönig selbst am besten. Also worauf wartest Du noch? Nimm dir ein
paar Leute, einen Spaten und grab, grab, bis ihr umfallt! Der Kanonenkönig braucht doch so
dringend Eisen …«
Kalli Kass umarmte einen großen gusseisernen Leuchter.
»Oh, du geliebtes, kühles Eisen!« Er rieb sein Gesicht daran.
«Ich bin nur glücklich, wenn ich Eisen anschauen, anfassen, umarmen, küssen kann. Die größten
Kanonen der Welt werde ich bauen. Alle sollen zittern, wenn der Kanonenkönig es will«, sagte
der König. »Warum stehst du denn immer noch hier, unnützes Vieh«, brüllte er Johann an und
wollte mit dem Leuchter nach ihm werfen.
»Majestät, so hören Sie mich doch gütigst an. Es gibt kein Eisen mehr in der Erde Tiefe. Wir
haben bereits alles abgebaut und verarbeitet.« Johann ging hinter einem Tisch in Deckung. Er
ahnte, dass auch diese Antwort seinem Herrn nicht schmeckte. Und richtig! Der König
schleuderte den schweren Kerzenständer in seine Richtung. Johann zuckte zusammen, als der
Leuchter hinter ihm gegen die Wand krachte.
»Nur im Land unserer Feinde gibt es noch Vorräte«, rief der Diener, der sich noch tiefer unter
den Tisch duckte. »Doch die können wir nicht überfallen, weil zu wenig Kanonen vorhanden
sind.«
»Weh, oh weh, ojemine«, winselte der König darauf. Er riss eine Tüte mit rabenschwarzen
Lakritzbonbons auf und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. Ohne zu kauen schlang er die
Leckereien hinunter. Dann quetschte er zwei rabenschwarze Tränen heraus, besann sich für
einen Moment und wurde noch wilder.
»Ich bin der Kanonenkönig! Ich brauche mehr Kanonen«, wetterte Kalli Kass. »Mein schwarzes
Königreich wird zusammenbrechen, niemand mehr vor mir zittern, wenn mir das Eisen ausgeht.
Was für ein Mist – was soll ich nur tun?« Er nahm einen eisernen Briefbeschwerer und warf ihn
auf den Fußboden. Johann schlich sich still und leise aus dem Raum und ließ seinen Chef wüten.
Bis zum späten Abend tobte der Kanonenkönig in seinem düsteren Schloss inmitten seiner
stählernen Eisenstadt tief in den Schluchten in den hohen Bergen. Erschöpft stieg er schließlich
in sein Eisenbett und schlief ein. Aber auch im Traum fiel ihm nichts ein.

Dienstag, 12. November 2013

Ticky begegnet Tieren, Sterngeschichten, Band 2 von Eva Markert


Klappentext:

Auch im zweiten Band fliegt Ticky, der reiselustige junge Stern, mit der Wolke Adala zur Erde – diesmal mit Erlaubnis des Mondes. Dort begegnet er Uhus im Gebirge, einer Flussforelle, Tieren auf einem Bauernhof und vielen fremden Tieren in fernen Ländern. Auf jeder Reise erlebt er spannende Abenteuer.
Eines Tages rettet Ticky ein vorwitziges Mäuschen namens „Maus“ vor einem Uhu und schmuggelt es hinauf zum Sternenhimmel. Klar, dass der strenge Mond davon nichts wissen darf!
 Maus bringt Ticky laufend in Schwierigkeiten und die beiden müssen sich ganz gehörig zusammenraufen. Dennoch hängt Ticky sehr an ihr. Aber hängt sie auch an ihm? Und wird sie für immer bei ihm bleiben?
Erhältlich bei Amazon.

Leseprobe:
„Geschafft“, sagte Ticky. Er setzte die Maus vor sich hin. „Die Uhus kriegen uns nicht mehr. Du kannst jetzt aufhören zu schlottern.“
„Ich ... versuche es ja“, stotterte die Maus, „aber ... aber ... es geht nicht.“
„Nimm das!“ Ticky gab ihr ein paar Krümel Sternstaubzucker, und siehe da – es wirkte Wunder. Die Maus war so beschäftigt mit Essen, dass sie nicht mehr mit den Zähnen klappern konnte.
„Ich bin übrigens Ticky, ein Stern“, stellte Ticky sich vor.
„Und ich bin Maus, eine Maus“, stellte die Maus sich vor.
„Dass du eine Maus bist, habe ich inzwischen mitgekriegt. Aber wie heißt du?“
„Das habe ich doch gerade gesagt. Ich heiße Maus. Alle Mäuse heißen so. Weil sie alle gleich aussehen.“
Das fand Ticky ausgesprochen merkwürdig. „Wir Sterne haben verschiedene Namen.“
„Könnt ihr euch wirklich so viele Namen merken?“, fragte Maus ungläubig.
„Ja, die meisten. Wie möchtest du denn heißen? Such dir einen Namen aus.“
„Maus.“
Na gut, wie du willst“, sagte Ticky, „dann nenne ich dich eben Maus. Aber nur, bis mir was Besseres einfällt.“
„Wohin fahren wir eigentlich?“ Maus sprang auf Tickys Schulter und sah zum Bullauge hinaus.
„Dorthin, wo ich wohne.“
„Und wo ist das?“
„Sag bloß, du weißt nicht, dass Sterne am Himmel stehen.“
„Gibt es dort auch Mäuse?“, wollte Maus wissen.
„Nein, nur Sterne, Wolken, den Mond, die Milchstraße, Sternstaubzucker …“
Maus fuhr zusammen, als plötzlich Adalas grollende Stimme erklang. „Du weißt doch, Ticky, dass Tiere am Himmel verboten sind.“
„Ja, Adala, „aber was soll ich machen? Ich konnte Maus nicht bei den Uhus lassen. Sie hätten sie gefressen. Ich werde sie verstecken und bei meiner nächsten Reise zur Erde wieder zurückbringen.“
„Lass dich nur ja nicht vom Mond erwischen!“
„Ich pass schon auf!“
Maus fing schon wieder an zu zittern. „Frisst ein Mond Mäuse?“, erkundigte sie sich flüsternd.
Adala und Ticky lachten laut auf. „Nein, er mag nur Sternstaubzucker und süße Sternenmilch. Manchmal genehmigt er sich auch ein Sternstaubzuckerschnäpschen“, beruhigten sie Maus.
Die stellte sich auf die Zehenspitzen. „Kann man ihn von hier aus sehen?“
„Das gelbe Auge dort, das ist der Mond!“
Maus stieß einen Schreckensschrei aus. „Der sieht ja fast so aus wie ein Uhu-Auge.“
Wieder lachten Ticky und Adala. „Sei unbesorgt. Er hat weder Federn noch einen Schnabel.“
„Warum hast du, Ticky, dann Angst vor ihm?“
„Hm. Angst vor ihm habe ich nicht“, widersprach er. „Im Grunde ist der Mond lieb und freundlich. Ich habe nur Angst, etwas zu tun, was ihn böse macht.“
Adala räusperte sich auffallend laut und anhaltend.
„Schon gut, schon gut“, gab Ticky zu, „ich tue ab und zu etwas, was den Mond böse machen würde, wenn er es wüsste.“
Adala räusperte sich wieder.
„Ja, ja, ich weiß, er würde schimpfen, wenn er erfahren würde, dass ich eine Maus mitbringe. Aber er braucht es ja nicht zu erfahren.“
„Ich bin vorsichtig“, versprach Maus. „Wenn das Uhu-Auge kommt, renne ich schnell in ein Mauseloch.“
„Bei uns gibt es keine Mauselöcher.“
Maus wandte sich um. Ihre Schnurrbarthaare zitterten. „Und wo soll ich mich dann verstecken?“
„Am besten in meinem Wolkenbett. Da ist es warm, weich und gemütlich. Wir sind übrigens da.“
Er nahm Maus in beide Hände. Sie passte so genau hinein, als ob sie dafür gemacht wäre. Dann rannte er los, um seinen alten Freunden Putolo und Sutarno guten Tag zu sagen. Bevor er bei ihnen ankam, versteckte er Maus unter einer Armzacke.
„Heute habe ich auf einem Berg Uhueltern getroffen, die ihre Jungen fütterten“, erzählte er. „Ich mag Uhus nicht. Sie fressen Mäuse.“
Putolo sah ihn verwundert an. „Warum nimmst du es Uhus übel, dass sie Mäuse fressen?“
„Weil ...“
Maus zwickte ihn warnend in die Armzacke. Gerade noch rechtzeitig! Beinahe hätte Ticky sich verplappert!
„Uhus müssen Mäuse und andere Tiere fressen“, fuhr Sutarno fort. „Sie brauchen das, so wie du Sternstaubzucker und süße Sternenmilch brauchst.“
Sicher hatten sie Recht. Trotzdem konnte er Uhus nicht leiden.
„Guten Morgen! Schlaft gut!“, rief er ihnen zu und sprang zu seinem Wolkenbett hinüber. Er war sehr müde und Maus fielen auch schon die Augen zu.