Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 24. Juni 2014

Teddys Abenteuerreise ins Regenbogenland von Beatrix Nagy

„Teddys Abenteuerreise ins Regenbogenland“
mit Bastelanleitung,
wurde beim internationalen Kinder- und Jugendbuchwettbewerb „Auf Schmetterlings- und Schwanenflügeln 2010“ mit dem „3. Preis“ ausgezeichnet.
Wie bastelt man ein Zeitungsboot, einen guten Papierflieger, oder ein Stanitzel? Teddy zeigt es euch in seinem Buch.
Die spannende Geschichte des kleinen Teddy, kindgerecht gestaltet mit großartigen Bildern, zieht Kinder ab 3 – 5 Jahren und älter gleichermaßen in ihren Bann.
Teddy will die schöne, einsame Riesenseeschnecke Perla besuchen. Sie lebt im Regenbogenland, und das ist sehr weit. Auf seinem Weg dorthin erlebt Teddy viele Abenteuer. Er fährt durch die Drachenhöhle, wird von Riesenbienen verfolgt, wandert durch die Wüste und muss sich gegen die kneifenden Biester behaupten. Als einziges Hilfsmittel hat er Piccolinos Zeitung. Blitzschnell bastelt er sich nützliche Gegenstände daraus, um die Gefahren zu meistern.
Erhältlich bei: Amazon,  Neobooks,   derClub.de Bertelsmann,   Thalia,  Donauland,   Weltbild, 



Leseprobe




Eines Tages beschließt der tapfere Teddy, die schöne Riesenseeschnecke Perla zu besuchen. Sie ist sehr einsam und wohnt im Regenbogenland. Auf die lange Reise nimmt er eine Zeitung mit. Nein, nicht irgendeine Zeitung. Es ist eine ganz besondere Zeitung. Es ist die Zeitung des kleinen Piccolino.
„Danke für die Zeitung“, sagt Teddy, als Piccolino sie bringt.
„Der Weg zum Regenbogenland ist sehr weit und sehr gefährlich“, sorgt sich Piccolino. „Willst du die Reise wirklich wagen, lieber Teddy?“
„Oh ja“, antwortet Teddy. „Ich habe doch deine Zeitung. Sie wird mir bestimmt sehr nützlich sein.“

Der mutige Teddy wandert durch den Wald. Er kommt an den großen Fluss, wo Libellchen wohnt.
„Hast du keine Angst vor der Reise?“, fragt sie.
„Nein“, antwortet Teddy. „Die schöne Perla ist sehr einsam und braucht dringend etwas Aufmunterung. Und ich habe Piccolinos Zeitung. Sie wird mir helfen.“
Er faltet die Zeitung zu einem Boot und stellt es ins Wasser.
„Du bist sehr tapfer“, sagt Libellchen. „Steig in dein Zeitungsboot, ich bringe dich bis zur Drachenhöhle.“
Teddy bedankt sich bei Libellchen und setzt sich hinein.
Schon beginnen Libellchens Propeller zu surren. Schnell wie der Wind sausen sie den großen Fluss entlang.

Dienstag, 17. Juni 2014

Sarah in Mirathasia von Veronika Aretz




Die 12-jährige Sarah will dem Geheimnis ihres Vaters und ihrer Stiefmutter auf der Spur kommen: Warum darf ihr Halbbruder Georg im Internet surfen und sie nicht? Als sie es heimlich testet, landet sie in einem Land, das so unglaublich wie fantastisch ist. Mirathasia. Träumt sie? Alles fühlt sich echt an, sie findet Freunde und kann sich gegenüber Carlos Bande wehren, die dauernd nur Streiche aushecken. Ganz anders als im realen Leben, wo sie auch noch Ärger mit ihrer Klassenkameradin Alina hat. Ist es eine Feindin fürs Leben? Immerhin findet sie Trost im Land der Fantasie, und dort taucht auch dieser seltsame Junge Nico auf ...

Band 1 der fantastischen Serie um ein Land, in das man nur durch das kindliche Sehen gelangen kann.

Erhältlich bei Amazon:



Leseprobe:
Als Mutigste von ihnen ging Flocke voran, doch auf einmal flackerte das Licht ihrer Taschenlampe und verlosch schließlich ganz. „Mist! Kaputt!“, schnaufte sie.
„Was is ’n los?“ Michas Stimme zitterte. „Die Taschenlampe kann nicht kaputt sein. Wünsch dir, dass sie wieder funktioniert!“
Sarah trat näher an Flocke heran, doch just in dem Augenblick, als sie ihren Lichtschein auf Flockes Lampe richtete, zuckte Sarahs Lichtkegel ebenfalls und versagte.
„Meine funktioniert auch nicht mehr“, stöhnte sie.
„Meine auch – oh Gott!“ Michas Stimme klang dünn und resigniert. Auf einen Schlag waren sie von vollkommener Dunkelheit eingehüllt.
„Unsere Wünsche gehen nicht mehr in Erfüllung“, schnaubte Flocke, nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihre Lampe in Gang zu bringen.
„Natürlich werden unsere Wünsche hier nicht erfüllt!“ Micha atmete hörbar auf. „Wir haben gerade die Grenze des Märchenparks über- … ähm … ich meine unterschritten … und im Märchenpark können wir uns nichts wünschen!“
„Warum denn nicht?“, fragte Sarah.
„Damit niemand die Märchen durcheinanderbringt. Stell dir doch mal vor, ich wäre Rotkäppchen und wünschte mir, die Großmutter solle den bösen Wolf fressen. Was gäbe das für ein Chaos!“
„Das wäre gar nicht so schlimm.“ Flockes Lachen wurde von den feuchten Wänden des Tunnels schnell verschluckt. „Ich würde zu gern sehen, wie die böse Hexe von Hänsel und Gretel die Betten von Frau Holle schüttelt! Verdient hätte sie es ja …


Dienstag, 10. Juni 2014

Oma ist aber komisch geworden von Monika Baitsch


Klappentext:
Oma Line war für den kleinen Nick immer eine liebevolle Oma. Ganz schleichend ändert sich aber etwas und plötzlich ist nichts mehr so wie es einmal war.
Oma Line zieht zu Nick und seinen Eltern ins Haus und macht immer häufiger verrückte Dinge, die Nick nicht versteht.

Die Oma ist aber komisch geworden! - eine helfende Geschichte für Kinder, welche die Krankheit Demenz bei Familienangehörigen ein wenig näher bringt und die Hintergründe auf kindgerechte Weise erklärt.
Erhältlich bei Amazon.

Leseprobe:
Mama war vor etwa sechs Wochen von einem Besuch bei Oma Line zurückgekehrt und hatte Papa und Nick mitgeteilt, dass sie wohl den Dachboden ausbauen müssten. Oma Line wohnte in einem großen Haus, in dem auch viele andere ältere Menschen wohnten, aber jeder hatte seine kleine Wohnung für sich und musste auch für sich selbst sorgen. Mama besuchte Oma Line mindestens dreimal in der Woche und kümmerte sich um die Dinge, die Oma nicht mehr alleine tun konnte. Aber an diesem Tag war etwas anders! Mama wirkte sehr besorgt und meinte, dass es wohl das Beste wäre, wenn Oma Line zu ihnen ins Haus ziehen würde. Nick fand den Gedanken gar nicht schlecht, denn Oma Line war eine liebe Oma, die immer Zeit hatte und gerne etwas mit ihm zusammen spielte. Schon am nächsten Wochenende begann der Umbau, damit Nick nach oben ziehen konnte und sein Kinderzimmer für Oma Line eingerichtet werden konnte.
Nick wunderte sich, wie schnell das alles ging und fragte seine Mutter: „Warum ist das denn so eilig? Ich meine, Oma hat sich doch die ganze Zeit sehr wohl in der Wohnung gefühlt.“
„Ach, Nick“, Mama schaute Nick traurig an, „weißt Du, Oma ist dement und kann manche Dinge in ihrem Alltag nicht mehr richtig sortieren und organisieren. Sie macht Fehler, die gefährlich werden können.“
„De … was?“ Nick konnte mit diesem Wort nicht viel anfangen und welche gefährlichen Fehler konnte Oma denn machen?
„Das ist eine Krankheit, man nennt sie auch Alzheimer Krankheit und du musst dir das so vorstellen: In unserem Blut befindet sich Eiweiß und bei älteren Menschen verklumpt sich dieses Eiweiß, setzt sich an den Nervenzellen im Gehirn ab und es kommt zu Störungen. Das kann Vergesslichkeit sein, oder die alten Menschen finden plötzlich nicht mehr die richtigen Worte, verlegen ständig etwas oder wissen einfach nicht mehr, was sie gerade eben noch gemacht haben. Sie finden sich einfach im Alltag nicht mehr zurecht und da sie das auch merken, versuchen sie es häufig zu vertuschen und zu überspielen.“
Nick war in der letzten Zeit auch schon häufiger aufgefallen, dass Oma Line ihn nicht bei seinem Namen nannte und immer nur „mein Junge“ zu ihm gesagt hatte, aber er hatte sich nichts weiter dabei gedacht.
„Aber welche gefährlichen Fehler kann Oma Line denn machen?“, wollte er wissen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was sie so gefährliches anstellen könnte.
„Sie erinnert sich zum Beispiel nicht mehr daran, ob sie ihre Tabletten schon genommen hat und nimmt dann schon mal die für den Mittag und Abend auch schon am Morgen. Das kann natürlich ganz schnell zu einem Problem werden, denn bei ihren Blutdruckmedikamenten, die dafür sorgen, dass ihr Herz das Blut nicht zu schnell durch den Körper pumpt, passiert dann natürlich genau das Gegenteil. Der Blutdruck wird zu niedrig und sie fällt vielleicht um und verletzt sich bei dem Sturz. Es wäre dann keiner in ihrer Nähe, um zu helfen. Und, neulich habe ich in ihren Kühlschrank geschaut und musste einige verdorbene Lebensmittel wegwerfen. Sie hat tüchtig mit mir geschimpft, weil sie dachte, dass sie die Sachen erst eingekauft hätte und sie noch essbar seien.“
...

Dienstag, 3. Juni 2014

Bollock und die gräulichen Drei von Tobias Schindegger

 

Ein Kinder- / Jugendbuch zum Thema “Annehmen von und Umgehen mit Angst
Mein Name ist Tom. Ich bin 9 Jahre alt und ein waschechter Junge. Ich habe vor nichts Angst, außer dass ich von meinen Eltern oder gar von einem Mädchen ‘nen feuchten Schmatzer kriege. Obwohl, wenn es dunkel ist und ich ein Knarren höre … … und meine Eltern hatten unrecht. Es gibt Monster, Dämonen, Gespenster u. v a. Ich habe einige getroffen. Es gibt fiese, böse und gemeine aber auch lustige, liebe und gutmütige. Die meisten sehen ihre Aufgabe darin, tatsächlich Angst und Schrecken zu verbreiten. Und das ist gut so. Es ist ihre Bestimmung. Sie wollen uns lehren, wie wichtig und schön Angst auch sein kann. Angst beschützt uns, macht uns auf Gefahren aufmerksam und beflügelt uns, Gefahren zu erkennen, evtl. zu beseitigen. Sie wollen uns motivieren, manche unnötigen Ängste zu überwinden. Woher ich das weiß? Nun, mein Leben änderte sich, als mich eines nachts ein Bollock besuchte und ich ihn begleiten durfte. Es hat mein Leben schlagartig verändert, mich auf Angst vorbereitet … und ja … ich habe immer noch Angst … und das ist gut so. Ich vermisse Bollock. Was ein Bollock ist? - Davon handelt diese Geschichte...
Erhältlich als Printbuch und als Ebook bei Amazon.




Leseprobe:

Ich lag im Bett. Draußen war es dunkel. Mein Zimmer wurde durch mein Trinchen spärlich erleuchtet. Trinchen war eine Nachttischlampe in Entchenform. Sie befand sich etwas abseits auf dem Schreibtisch, welcher meinem Bett gegenüber stand. Zu meiner Linken war an der Wand mein Not-Licht montiert. Es war eine Wandleuchte für Kinder, die einen halbförmigen Mond darstellte. Draußen durch das Fenster schien der wahrhaft echte Mond hinein. Nebelschwaden zogen an ihm vorbei. Er war so hell, dass er durch den zugezogenen roten Vorhang schien, welcher mein Zimmer in ein gespenstisch wirkendes Farbenspiel eintauchte. Selbst die Schatten spielten verrückt. Sie bewegten sich hin und her, Dielen knarrten, die Heizung gluckerte. Draußen krächzte eine Krähe ihren Totengesang. Dann schepperte es auch noch. Ich versuchte mich zu beruhigen. Vermutlich war vor unserer Einfahrt eine Katze, die den Mülleimer umschmiss. Aber hätte sie dann nicht lauthals miaut? Meine Nackenhaare richteten sich langsam aber sicher auf. ... Mist ... außerdem musste ich jetzt so dringend auf die Toilette. Das Badezimmer befand sich zwar gegenüber, aber ich musste 3 bis 4 Meter Spielflur überwinden ... verdammt. Egal. Ich sprang schnell auf, flitze ins Badezimmer. Schnell öffnete ich die Türe, betätigte den Lichtschalter und schwang mich auf den Toilettensitz. Plötzlich hörte ich ein leises Hüsteln. Es könnte auch ein gedämpftes Röcheln gewesen sein. Es kam aus der Badewanne. Der Duschvorhang war zugezogen. Komisch, wer stellt sich denn mitten in der Nacht in die Dusche ohne das Wasser aufzudrehen? Mein Herz raste. Es schlug mir bis zum Hals. Langsam rutschte ich von dem WC herunter, zog mir die Hose meines Schlafanzuges hoch. Ich wagte nicht mehr zu atmen, geschweige denn die Klospülung zu betätigen. Ich streckte zitternd meinen Arm aus. Vorsichtig, ganz vorsichtig näherte sich meine Hand dem Duschvorhang. Mit einer plötzlich eintreffenden Entschlossenheit zog ich mit einem Ruck den Vorhang zur Seite. Schließlich konnte da kein Monster sein, es gab ja keine ...also musste es für alles eine vernünftige Erklärung geben. Aber da täuschte ich mich. Als ich den Vorhang zur Seite schob sah ich es ... das Monster.
Das war also der Augenblick der absoluten Zuspitzung von Angst. Sie war so groß, dass Tom gar nicht merkte, ob er schrie oder nicht. Er fürchtete, dies sei sein Ende. Der Anblick dieses Monsters war zu schrecklich. Beinahe hätte sein Herz aufgehört zu schlagen. Aber dann wurde er auf einmal ruhig. - Weiterhin hoch konzentriert, aber dennoch gelassen. Dem kalten Schauer wich dem Zweifeln an seinem Verstand. Absolute Neugier gesellte sich zu seinen Gefühlen hinzu. Was war das für ein Vieh?
In der Wanne saß ein grüngestreiftes lila Fellknäuel mit den Proportionen eines in etwa 9jährigen und ziemlich pummeligen Jungen. Drei große rötliche Augen mit kleinen schwarzen Pupillen sahen ihn an. Das Maul - ähnlich einer Raubkatze - stand offen. Seine beiden Schweinsohren standen auf  "Hab' acht" - Stellung, kleine Hörnchen, wie die eines jungen starken Stieres ragten aus seiner Stirn. In seiner linken Tatze befand sich ein tiefgefrorenes Pommes Frites und in der rechten Hand eine von Toms Socken, die er schon seit mindestens 2 Wochen vermisste. Im Grunde genommen vermisste sie gar nicht Tom, sondern Toms Mutter. Sie lag ihm ständig in den Ohren, auf seine Sachen besser aufzupassen.
Ein kleiner Fetzen dieser Socke ragte aus seinem Maul. Genauer gesagt die Sockenregion, die normalerweise den großen Zeh bedeckte.
Das mittlere Auge pendelte zwischen der Pommes und der Socke hin und her. Wäre es nicht eine auf den ersten Blick so gruselige Erscheinung gewesen, hätte man diese Mimik durchaus als verlegen deuten können. Mit seiner dicken Nase mit drei Nasenlöchern atmete er schwer. Die anderen beiden äußeren Augen wagten nicht von Tom zu weichen. Eine Weile schwiegen sie sich an.
Diese Stille wurde langsam aber sicher unerträglich. Tom fühlte ein Krabbeln im Hals. - Er hüstelte. Jetzt schauten ihn alle drei Augen an. Anscheinend erwartete er von ihm den Beginn einer Konversation. "Mist" dachte Tom. Jetzt lag es also an ihm das Gespräch anzufangen. Er hasste so etwas bei Fremden, geschweige denn bei Monstern. Nie fiel ihm etwas Vernünftiges ein. Egal, er stellte die erste Frage, die ihm sowieso schon eine Weile durch den Kopf ging:
"Frisst Du mich jetzt?"
Zu Toms Erstaunen klang die Frage weniger ängstlich als erwartet. Sie tendierte schon eher in Richtung kindlicher Neugier.
Jetzt musterten ihn alle drei Augen von oben bis unten. Wieder verging eine Weile des Schweigens.
Dann löste sich das Monster aus seiner Erstarrung und verschlang noch schnell die tiefgekühlte Pommes und die Socke, rülpste wie ein von Luther geprägter Mönch und sprach mit einer tiefen aber erstaunlicherweise sehr sanft klingenden Stimme: "Später ..." und zwinkerte dabei mit seinem rechten Auge. Dann schmatzte er ein Weilchen und fragte schließlich ganz selbstverständlich, als sei dies die normalste und alltäglichste Situation auf der Welt: "Du hast nicht zufällig etwas Eiscreme, oder!?" Dabei weiteten sich hoffungsvoll seine Pupillen.
Minuten später saßen sie in der Küche an dem runden hölzernen Esstisch. Erneut war Tom mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Das Monster schaufelte sich mehrere Packungen Eiscreme (samt Verpackungselementen) in sich hinein, welche Tom zuvor mühsam aus dem Eisfach des Kühlschrankes in der Küche geholt hatte. Eines seiner drei Augen konzentrierte sich auf das Koordinieren von Tatzen und des "Eiscreme-in-sich-Hineinschaufelns", während die anderen beiden Tom unentwegt anstarrten. Anscheinend erwartete das Monster erneut, dass Tom das Gespräch fortführte. Dies nervte ihn allmählich. Zumal er immer noch keine beruhigende und zufriedenstellende Antwort auf seine Frage erhalten hatte. Außerdem war er so müde, dass ihm die Augen schon vom Aufhalten schmerzten. Also fragte er erneut: "Frisst Du mich jetzt?"
Nachdem sein Gegenüber nun sämtliche Eiscremes aus dem Tiefkühlfach verputzt hatte, antwortete es schließlich: "Naja, jetzt bin ich erstmal pappsatt. Außerdem verspeise ich mein Fleisch nur ungern roh ... Dann schon lieber medium oder voll krass durchgebraten ... mit einer ordentlich scheußlich scharfen mit Peperoni verfeinerten Ketchup-Chili-Sauce ..."
Während es antwortete, lief im grünlich-glibbriger Speichel aus dem Maul, welchen es mit seiner erstaunlich riesigen rosa fleischigen extrem langen und vor allem schnellen Zunge wieder einschlabberte. Kleinlaut, fast schon absichtlich nuschelnd fuhr es fort: "Außerdem weiß ich gar nicht wie Menschenfleisch schmeckt, geschweige denn wie es zubereitet werden sollte..."
Spitzbübisch sah es Tom in die Augen:
"Es sei denn, Du besorgst uns das nächste Mal eine ziemlich große Bratpfanne, in die ein großer 9jähriger Junge auch hineinpasst!" Dann lächelte es. Auch wenn dieses Lachen ziemlich heiser und kaum hörbar klang, war es sehr ansteckend. Und so lachten beide eine Weile. Schließlich fragte Tom:
"Heißt das, dass Du wieder kommst?"
Nun sah es Tom mit allen drei Augen und ernster Miene an und fragte:
"Na, wenn Du das möchtest?"
Zu seinem eigenen Erstaunen hörte Tom sich sagen: "Ja, sehr gerne."
Und das war noch nicht einmal gelogen, sondern entsprach der Wahrheit.
Äußerst cool meinte es nur: "Na gut, mal sehen ob ich Zeit habe. Mein Terminplaner ist ziemlich voll, weißt Du ... Mal sehen, ob sich das Einrichten lässt ... Ich bin sehr beschäftigt ..."
Tom hatte noch viele Fragen, war aber auch sehr müde. Dies schien sein Gesprächspartner zu bemerken.
"Na, Du bist jetzt sehr schläfrig was? Das liegt an meinen Ausdünstungen aus meinen sogenannten Schlafdrüsen, weißt Du? Die wirken wie das reinste Schlafmittel ... hätte ich gecheckt, dass wir uns unterhalten wollen, dann hätte ich mich mit meinen Ausdünstungen zurückgehalten .... Ich kann das nämlich steuern ... weißt Du?"
Tom konnte tatsächlich kaum noch den Worten des Monsters folgen. Das Monster kam sehr flink und elegant um den Tisch geflitzt, da Tom vor Müdigkeit umzufallen drohte.
"Warte, ich trage dich in Dein Bett", sprach es mit sanfter Stimme. Komisch, irgendwie kam Tom das Monster plötzlich ein wenig größer vor. So, als sei es schlagartig um ein paar Zentimeter gewachsen. Mühelos brachte es Tom zurück in sein Kinderzimmer zu seinem Bett. Gerade als es sich abwenden und gehen wollte, sprach Tom mit seinen letzten Kräften:
"Könntest Du noch ein wenig bei mir zum Kuscheln bleiben? - Nur so lange bis ich eingeschlafen bin. Ich habe doch solche Angst allein und nachts im Bett." Freudestrahlend drehte sich das Monster um, sprach "Aber gerne", schrumpfte auf seine vorherige Größe zurück und krabbelte zu Tom ins Bett. Das Fell des Monsters war so wohlig warm und kuschelig weich. Mmmh, mittlerweile fand Tom den Begriff "Monster" ziemlich unpassend für dieses zwar furchtsam anzublickende, aber doch sehr nette Geschöpf. Tom schmiegte sich wohlig entspannt um dieses knufflig schaurig schön hässliche furchteinflössende und Geborgenheit und Wärme gebende Wesen und fragte mit aller-allerletzter Kraft:
"Was ..." Weiter kam er nicht mehr. Zu einem "... bist Du?" fehlte ihm die nötige Energie. Der Schlaf hatte ihn buchstäblich übermannt. In weiter Ferne hörte er es "Bollock" sagen. Dann fiel er in einen sehr erholsamen und angenehmen, langen, tiefen Schlaf.