Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 28. April 2015

Anna im verborgenen Königreich von Carolin Olivares



Klappentext
Als Anna mit ihren Eltern in eine neue Wohnung zieht, ist sie sehr glücklich über die Gesellschaft der Regenbogenfee, ihrer Beschützerin aus dem verborgenen Königreich. Fasziniert ist das Mädchen von dem großen Ahorn vor ihrem Fenster. Schnell schließt Anna Freundschaft mit dem guten Geist des Baumes. Immer wieder reist sie mit ihren Freunden in die Welt der Feen und Naturgeister. Die Kinder reiten auf einem sprechenden Delfin, besuchen die geheimnisvolle Sybilla im magischen Efeuwald und erleben viele weitere aufregende Abenteuer. Eine besondere Ehre wird Anna und ihrem Freund Juan zuteil, als beide am großen Novemberfeuer teilnehmen dürfen. Bei diesem Fest übergibt die Elfenkönigin das Jahreszepter an die weiseste der Hexen. Bei den Aufenthalten im verborgenen Königreich wird Anna und ihren Freunden so manches Lebensgeheimnis offenbart. Immer wieder geht es um die Bedeutung von Freundschaft, um Freiheit und Verantwortung. Die Dinge ändern sich, die Kinder werden älter. Was sie verlieren, ist die Fähigkeit, Feen und gute Geister zu sehen. Was aber bleibt, sind glückliche Erinnerungen und ein tiefes Wissen um die Zusammenhänge des Lebens. Tröstlich ist die Zusage, dass es im Traum immer einen Weg ins verborgene Königreich gibt.
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Das verborgene Königreich
Das Gesicht zeichnete sich etwa in der Mitte des Baumes ab. Die Rinde wölbte und verzog sich, bis schließlich schmale Gesichtszüge, umgeben von halblangen Haaren deutlich hervor traten. Hals und Schultern bildeten sich. Die Arme waren hinter dem Rücken verborgen. Es sah so aus, als hielte der Baumgeist – und es gab keinen Zweifel, dass es sich um einen solchen handelte - die Arme hinter dem Rücken verschränkt oder als wäre er mit Handschellen gefesselt. Weiter unten waren der schlanke Leib und dann die langen Beine nur ganz vage zu erkennen. Anna wusste, dass Baumgeister aus ihren Bäumen heraustreten und die Größe von Erwachsenen annehmen können. Dann hatten sie auch richtige Gesichter und Körper, allerdings feiner und heller als die von Menschen.
Wie alle kleinen Kinder war sich Anna darüber im Klaren, dass die verschiedenen Wesen des Feenreiches oder des verborgenen Königreiches, wie manche es nennen, für die Menschen sehr wichtig sind. Sie sorgen dafür, dass es Jahreszeiten gibt, dass die Sonne scheint, dass es regnet und schneit. Außerdem kümmern sie sich um das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen und Tiere. Sie verbreiten gute Laune, spenden Trost, gewähren Schutz und sie flüstern den Menschen von den Geheimnissen der Welt.
Der Ahorngeist lächelte. Zwei kecke Amseln hüpften im Baum hin und her und riefen: "Hallo Menschenkind. Willkommen, willkommen!"
Obwohl es gerade windstill war, bewegten sich einige Zweige. Unter den raschelnden Blättern erblickte Anna hellgelbe Funken. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie winzige, sehr anmutige und fast durchsichtige Blumenfeen, die nicht mehr über viel Kraft verfügten, weil der Herbst nahte. Aus den Augenwinkeln sah sie auch, dass die kleine Regenbogenfee links von ihr auf dem Balkongeländer saß und die Beine baumeln ließ. In der Sonne schillerte sie weiß und rosa. Sie schien diesen Ort zu mögen, denn sie lachte. Ihr Lachen erinnerte an das Klingeln sehr zarter Glöckchen.
"Ja, ja", sagte die Fee, " hier ist es nett, schön frei und luftig."
"Ein wenig hatte ich Bedenken, dass du nicht mitkommen würdest", entgegnete Anna, bereute ihre Worte aber sofort, weil die Fee daraufhin vor Ärger ganz grau wurde.
"Weißt du denn nicht, dass es meine Aufgabe ist, dich zu beschützen. Wo du hingehst, ist ganz gleichgültig", schimpfte sie.
Dann rümpfte sie die Nase und schaute in eine andere Richtung. Betreten folgte Anna ihrem Blick, weil ihr nichts Besseres einfiel. So betrachteten die beiden eine Stelle des Gartens, wo vor kurzem Erde umgegraben worden war. Dort saßen zwei Gnome, - manche nennen sie auch Wichtel -, etwa so groß wie  Kasperlepuppen in braunen Umhängen und mit breiten, grünen Hüten.
"Ja, ja", mischten sie sich ein. Ihre Stimmen klangen ein ganz klein wenig so, als würde jemand Schlamm gegen eine Mauer werfen. "die geschätzten Feen des Luftreiches sind leicht eingeschnappt."
Hoheitsvoll rümpfte die Regenbogenfee ihre Nase.
"Ich bin zu intelligent, um mich auf dieses Gespräch einzulassen", hauchte sie, ohne wirklich verärgert zu sein. Sie tat eher so, als wäre sie es, denn die Wesen des Feenreiches haben Sinn für Humor. Die Gnome und die Amseln lachten, die kleine Fee lächelte und schaute sie wieder an.
"Ja, ja", bemerkte ein Gnom gut gelaunt, "hier ist ein feiner, ruhiger Platz für uns. Es gibt viele Kinder, ein paar Hunde und Katzen und sogar einige Erwachsene, die gerne ein wenig träumen, wenn sie ins Grüne schauen. Die Menschen hier mögen ihre Pflanzen und pflegen sie liebevoll. Nur leider wird der Rasen zu oft gemäht und die Sträucher werden ständig nachgeschnitten."
Alle nickten, Anna eingeschlossen. Ausgerechnet in diesem Moment erscholl aus einem der Nachbargärten das Geräusch eines Rasenmähers. Die Fee, die Gnome und die Vögel sahen Anna mit großen Augen an und nickten nachdrücklich, gerade so, als wollten sie sagen „siehst du!“ Anna war das sehr peinlich, aber sie ärgerte sich auch. Schließlich mähte sie den Rasen ja nicht.

Kurzvita
Carolin Olivares Canas ist Kultur- und Bibliothekswissenschaftlerin. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit mit Forschungsaufenthalten in Namibia war sie in der Familienbildung, in Schulen und einer Grundschulbücherei beschäftigt. Für ihre Workshops für Grundschulkinder zu unterschiedlichen Themen schrieb sie die erforderlichen Geschichten selbst. Seit 2011 arbeitet sie als selbstständige Antiquarin mit den Schwerpunkten Kinderbuch und Kulturgeschichte. "Anna im verborgenen Königreich" ist ihr erstes Kinderbuch.
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Freitag, 24. April 2015

"Amos bekommt einen Papa. Gute-Nacht-Geschichten für die Kleinsten" von Eva Markert


Klappentext: 
Amos’ Mama hat den netten Herrn Baldur geheiratet und sagt Hendrik zu ihm. Amos weiß nicht, wie er Herrn Baldur nennen soll, deshalb bleibt er fürs Erste bei „Herr Baldur“.
Mit ihm hat Amos jede Menge Spaß. Herr Baldur hat einen sprechenden Wellensittich und das längste Taschentuch der Welt. Jeden Abend bringt er Amos mit ins Bett. Er kitzelt ihn durch oder denkt sich lustige Geschichten mit ihm aus. Und er ist immer da, wenn Amos Hilfe braucht.
Deshalb weiß Amos eines Tages, dass Herr Baldur nicht einfach nur Herr Baldur ist, sondern sein neuer Papa. Und zwar der beste auf der ganzen Welt! 

15 kurze Geschichten zur guten Nacht für die Kleinsten
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Leseprobe:

Von Sandmännern und Monstern
„Gute Nacht, träum süß“, sagt Amos’ Mama.
„Schlaf gut, du Schlitzohr“, wünscht Herr Baldur.
Mama geht schon mal hinunter, Herr Baldur kitzelt ihn wie jeden Abend noch eben durch.
„Weißt du, was die Meike im Kindergarten mir erzählt hat?“, sagt Amos, als er wieder Luft bekommt. „Ihr Papa erzählt ihr abends vor dem Einschlafen immer eine Geschichte.“ Dabei guckt er Herrn Baldur erwartungsvoll an.
Der grinst. „Und gleich wirst du mich fragen, ob ich dir auch eine Geschichte erzähle.“
Amos nickt.
Herr Baldur setzt sich aufs Bett. „Hm“, sagt er und kratzt sich am Kopf. „Ich bin aber nicht gut darin.“
„Das ist egal“, meint Amos. „Erzähl irgendwas. ,.Hauptsache, du bleibst noch ein bisschen bei mir.“
Herr Baldur überlegt. „Als ich so alt war wie du“, beginnt er, „habe ich vor dem Zubettgehen immer eine Sendung im Fernsehen gesehen. Die hieß Sandmännchen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Geschichten, die das Sandmännchen mitbrachte.“
„Dann erzähl mir doch von diesem Männchen“, schlägt Amos vor.

„Es trug einen roten Mantel und eine runde, rote Mütze. Es hatte weiße Haare, die unter der Mütze hervorschauten, und einen spitzen, weißen Bart.“
„Warum hieß es Sandmännchen?“
„Weil es ein Säckchen mit Sand dabeihatte.“
„Wozu?“
„Um den Kindern Sand in die Augen zu streuen.“
„Warum?“ Amos ist ganz entsetzt. Automatisch reibt er sich die Augen.
„Damit sie besser einschlafen können. Manchmal findet man am nächsten Morgen noch ein Körnchen davon in den Augenwinkeln.“
Amos möchte keinesfalls, dass ein Mann mit einem Sandsack an seinem Bett erscheint, und er will auch keinen Sand in den Augen haben. „Das ist bloß ein Märchen, oder?“, erkundigt er sich beunruhigt.
Herr Baldur lacht. „Keine Bange. Du bist bisher noch immer ohne Sandmann eingeschlafen.“
„Wenn so ein Sandmann zu mir will, lässt du ihn doch nicht rein, oder?“, bohrt Amos nach.
Herr Baldur streichelt seine Wange. „Nein. Du brauchst keine Angst zu haben.“
„Ich finde Sandmänner nämlich unheimlich“, setzt Amos hinzu.
„Wenn ich es mir genau überlege, hast du recht“, stimmt Herr Baldur zu. „Ich verstehe gar nicht, wie man auf die Idee kommen konnte, Kindern zur guten Nacht vom Sandmann zu erzählen.“
„Erzähl mir lieber was von Monstern“, bittet Amos. „Vor denen habe ich keine Angst.“
Und da erzählt Herr Baldur ihm von den Sandmonstern. „Wie man schon am Namen hört“, beginnt er, „leben Sandmonster im Sand.“
„Am Strand?“, hakt Amos nach.
„Ja, auch“, bestätigt Herr Baldur, „und in Sandkästen.“
„In meinem Sandkasten im Garten?“, erkundigt sich Amos.
„Auch da“, bestätigt Herr Baldur. „Tagsüber vergräbt sich das Sandmonster tief im Sand und schläft. Und nachts tut es nichts anderes, als Sand zu fressen.“
„Wieso ist dann noch Sand in meinem Sandkasten übrig?“, will Amos wissen.
„Das kann ich dir erklären. Weil das Sandmonster gar keinen Sand aus deinem Sandkasten nötig hat. Es lauert nämlich auf Sandmänner. Und sobald einer vorbeikommt, springt es hervor, schnappt sich den Sandsack und frisst den ganzen Sand darin auf.“
„Jetzt kapiere ich!“, ruft Amos. „Deshalb war noch nie ein Sandmann an meinem Bett!“
„Genau. Wozu soll er mit einem leeren Sandsack an deinem Bett aufkreuzen? Das macht keinen Sinn.“
„Ich möchte das Sandmonster mal sehen“, ruft Amos. „Hilfst du mir morgen beim Buddeln?“
„Das brauchen wir gar nicht erst zu versuchen“, erwidert Herr Baldur. „Ein Sandmonster kann man nicht finden. Es versteckt sich gut, und es entwischt immer im letzten Augenblick.“
„Schade. Aber ich bin froh, dass in meinem Sandkasten ein Sandmonster wohnt.“
Amos setzt sich auf. „Weißt du, was ich am liebsten sein möchte?“, sagt er. „Ein Cremehütchen-Monster. Dann könnte ich den ganzen Tag Cremehütchen essen.“
Herr Baldur lacht. „Könntest du dich damit abfinden, ein Pfefferminzkügelchen-Monster zu sein?“, erkundigt er sich.
Amos denkt, dass er das kann.
Herr Baldur gibt ihm drei aus der Dose in seiner Hosentasche und nimmt sich selbst auch drei. Sie lutschen gemeinsam, und als die Pfefferminzkügelchen aufgelutscht sind, sagt Herr Baldur Amos endgültig gute Nacht. „Schlaf gut, du kleines Monster!“, wünscht er.
Amos denkt noch ein Weilchen an den Sandmann und das Sandmonster, dann schläft er ruhig ein.

Eva Markert lebt in Ratingen bei Düsseldorf. Von Beruf ist sie Studienrätin mit den Fächern Englisch und Französisch. Außerdem besitzt sie ein Zertifikat für Deutsch als Fremdsprache und ist staatlich geprüfte Übersetzerin. In ihrer Freizeit arbeitete sie viele Jahre als Lektorin und Korrektorin in einem kleinen Verlag mit.
Zahlreiche Kurzgeschichten und Kindergeschichten von Eva Markert wurden in verschiedenen Hör- und Printmedien veröffentlicht. Ihre Kinder- und Jugendbücher sowie Romane und Kurzgeschichtensammlungen für Erwachsene sind bei Amazon und anderen Händlern erhältlich.

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Dienstag, 21. April 2015

Lord Chester aus Chester von Ramona Stolle



Klappentext

Die Schwestern Lena und Elli staunen nicht schlecht, als sich aus einem alten, schmutzigen Vorhängeschloss ein kleines Gespenst erhebt. Lord Chester aus Chester ist sein Name und es hat nur einen Wunsch, endlich wieder ein richtiges Zuhause zu haben. Doch wer will schon ein Gespenst, das nach Käse riecht und außerdem noch von einem tausendjährigen Fluch verfolgt wird?
Das Schlossgespenst hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Ob Lena und Elli ihm wohl helfen können?

Erschienen bei BOD.
Erhältlich im Buchhandel, Amazon und weiteren Onlineshops.
  
Leseprobe

Novemberstürme
Es regnete wie aus Kübeln. Die Häuser, Straßen, Bäume und Autos waren pitschenass. Der Wind heulte und nahm alles mit sich, was nicht schwer genug war, um ihm zu wiederstehen. Die kahlen Baumkronen bogen sich, und kleinere Äste zerbrachen, als wären sie aus Glas gemacht. Die größeren Äste wippten und schaukelten von rechts nach links. Ihr Holz knarrte und knirschte gespenstisch. Ein Regenschirm flog herrenlos über die Wiese am Park. Die Tiere, die sonst so zahlreich hier zu sehen waren, schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Die Straßen waren wie leer gefegt. Natürlich vermieden es auch die Menschen, bei diesem Unwetter hinauszugehen. Zum Glück war heute Sonntag, und somit brauchten die meisten von ihnen nicht zu arbeiten. Die wenigen, die aber unterwegs waren, zogen sich ihre Kapuzen oder Mützen so tief ins Gesicht, dass man sie nicht erkennen konnte. Hier und da huschten Schatten an den Häuserwänden entlang. Sie bewegten sich schnell, und ohne einen Blick zur Seite zu machen, vorwärts.
Obwohl es erst Mittag war, brannten in den meisten Wohnungen bereits die Lampen. Sie schimmerten und leuchteten gegen das Grau des Herbstes und des Gewittersturmes an. Von Zeit zu Zeit prasselte der Regen aber so stark, dass seine Gischt selbst die elektrischen Lichter zu verschlingen schien. Auch die kleine Straße am Park verschwand im Nebeldunst, sodass die Silhouette der Häuser nicht mehr zu erkennen war. Nur die Laterne vor der Hausnummer 7 im Veilchenweg schien heller zu leuchten als die anderen. Bei genauerem Hinsehen blinkte sie sogar.
Hell, dunkel, hell, dunkel. 
Wie ein Leuchtturm, der in der Brandung stand und die Schiffe sicher lotste, so schien auch diese Laterne eine Meldung weiterzuleiten. Sah man genau hin, so war deutlich zu erkennen, dass der Rhythmus von Lichtschein und Dunkelheit sich veränderte. Mal blinkte die Laterne kurz, dann wiederum warf sie für einige Sekunden ihren hellen Schein in das verregnete Grau. Geradeso als wäre sie damit beschäftigt, Morsezeichen in den Veilchenweg  zu senden.
Aber wer sollte schon mit einer Laterne solche gespenstischen Dinge tun? Und wer konnte denn heute noch solche Morsezeichen deuten? Im Zeitalter von Handys und Computern waren diese Methoden doch völlig veraltet. Nun ja, der einäugige Kater Flint, der in der warmen Stube saß, beobachtete an diesem Abend die Geschehnisse im Veilchenweg sehr genau.
Wie alle Kater und Katzen hatte er mindestens sieben Leben. Er hatte schon so viel erlebt und konnte Geschichten aus vielen Epochen der Zeit erzählen. Er wusste nicht genau, das wievielte Leben er gerade lebte, aber er erinnerte sich nur zu gut an die Zeit, als die Menschen mit ihren Händen auf kleinen Geräten herum klopften. Dieses Klopfen waren die Morsezeichen. Wer ihre Bedeutung kannte, konnte sich so mit dem Empfänger über große Entfernungen unterhalten. Flint erinnerte sich an diese Geräusche, denn er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Eine Tatsache, die ihm schon oft aus der Patsche geholfen hatte. Kein Wunder, dass er schon sein siebtes Katzenleben lebte.
Oder war es doch erst das vierte? Egal, das spielte im Augenblick keine Rolle. Er sah die Lichtzeichen und formte daraus erst Buchstaben und dann Worte in seinem Kopf.         
„Ankunft, heute, 18 Uhr. L.C.“, flüsterte er, und der Geruch von Schlamm und Morast kletterte in seine feine Nase. Unwillkürlich begann seine Schwanzspitze zu zucken, und sein schlanker Körper spannte sich wie bei einem Gepard, der auf der Lauer lag. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und er wagte kaum zu atmen.
Er kannte die Initialen ‚L.C.‘ nur zu gut.
Er wusste Bescheid. Er erinnerte sich.
Der Countdown hatte begonnen.  


Ramona Stolle lebt und arbeitet in ihrer Heimatstadt Berlin. Sie hat ein Lehramtsstudium absolviert und Jugendliche in Englisch und Biologie unterrichtet. Das Schreiben von Geschichten sowie das Dichten und Reimen sind Leidenschaften aus Kindertagen, denen sie bis heute treu geblieben ist. Neben Beiträgen in der Belletristik und Lyrik widmet sie sich hauptsächlich der Kinder- und Jugendliteratur.
Mehr über die Autorin und ihre Geschichten findet ihr auf ihrer Homepage http://ramonastolle.npage.de/


Freitag, 17. April 2015

Inspektor Gino, der Ermittler auf vier Pfoten von Marion von Vlahovits





Das Buch gibt es über jede Buchhandlung und jeden Onlineshop.
Es ist als ebook und als Taschenbuch erhältlich.
http://www.amazon.de/dp/B00TFR9T6K/ref=tsm_1_fb_lk


LESEPROBE 
Gino kannte den Wald in und auswendig- dies war sein Revier- und er wusste, wie viele verschiedene Geruchsspuren es hier zu wittern gab. Er kannte jeden Duft, den die Bewohner des Waldes ausströmten und als Markierung an Bäumen, Gino kannte den Wald in und auswendig- dies war sein Revier- und er wusste, wie viele verschiedene Geruchsspuren es hier zu wittern gab. Er kannte jeden Duft, den die Bewohner des Waldes ausströmten und als Markierung an Bäumen, Sträuchern, Grasbüscheln und auf Wegen hinterließen. Auch den Geruch der verschiedenen Pflanzen konnte er problemlos identifizieren. Manchmal roch er auch Duftspuren von Menschen, aber der Geruch, den er nun wahrnahm, ähnelte keiner dieser Duftnoten. Es war ein vollkommen fremder und ein sehr bedrohlicher Geruch, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Was ist das?“, fiepte Laila mit aufgestelltem Fell, „so etwas habe ich noch nie gerochen. Es ist unheimlich.“ „ Du hast Recht!“, erwiderte Gino, „auch mir erscheint der Geruch gefährlich. Irgendjemand ist in mein Revier eingedrungen. Ich werde herausfinden, wer oder was es ist. Folge mir noch ein Stück, vielleicht finden wir ja heraus, woher dieser Gestank kommt.“ In diesem Moment bemerkten sowohl Gino als auch Laila, dass ihre zweibeinigen Begleiter anscheinend schon mehrfach nach ihnen gerufen hatten. Wenn sie nicht sofort zu ihnen zurückkehren würden, würde es heute sicher keine Leckereien zum Abschluss der Wanderung mehr geben. „Lassen wir es für heute lieber. Ich glaube, wir müssen zurück“, gab Laila deshalb als Antwort und sie rannten einträchtig nebeneinander auf die Menschen zu, die am Waldrand schon ziemlich ungehalten nach ihnen riefen. Insgeheim war Gino froh, dass er den unangenehmen Geruch nun nicht mehr bemerkte. Er wollte sich zwar vor Laila nichts anmerken lassen, schließlich war es seine Aufgabe als Rüde, sich furchtlos und mutig allen Bedrohungen und Gefahren zu stellen und die Weibchen seines Rudels zu beschützen. Umso mehr dankte er seinem Zweibeiner, dass er ihn aus der Gefahrenzone herausgerufen hatte, bevor er seine Stärke hätte beweisen müssen. Laila hatte auf dem Rückweg nur noch von einem besonderen Leckerbissen gesprochen, den ihr zweibeiniger Begleiter heute für sie und Gino in der Jackentasche versteckt hatte und so hatte Gino den eindringlichen Geruch wieder vergessen. Stattdessen lief er voller Vorfreude neben Laila her und spürte, wie ihm das Wasser im Maul zusammenlief.

Autorenvita
Als Tochter eines Piloten bin ich die ersten Jahre meines Lebens viel herumgekommen. Bücher und Geschichten waren in dieser Zeit für mich eine Art Heimat neben meiner Familie. Seit fast 30 Jahren lebe und arbeite ich nun schon hier im Landkreis Regensburg. Ich bin Lehrerin an einem Förderzentrum und liebe die Arbeit mit den Kindern. Sie sind meine besten und kritischsten Zuhörer. Wenn mir neue Geschichten einfallen sind sie oft inspiriert durch Erlebnisse mit meinen Schülern. Bei meinem Hundekrimi ist das jedoch anders.
Die Idee dazu entstand während der Spaziergänge mit meiner eigenen Hündin Laila und ihrem Freund Gino.