Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 28. Juni 2016

Die Wunschtraum-Maschine von Sina Kongehl-Breddin



Nach einem Umzug in die Kleinstadt Bismark freundet sich der dreizehnjährige Max Wunderlich schnell mit seinem Nachbarn Herrn Seik an. Der alte Herr erfindet seit dem Tod seiner Frau allerlei wahnwitzige Maschinen, welche ausschließlich dem Wohl der Menschheit diesen sollen. Eine seiner neusten Erfindungen ist eine Wunschtraummaschine, die die unerfüllten Wünsche der Menschen wahr werden lassen soll. Als sich Max in seine neue Mitschülerin Lilly Engel verliebt, scheint die neuste Erfindung von Herrn Seik eine geeignete Lösung zu sein, um sich gegen seinen heuchlerischen Konkurrenten Martin Feldmann durchzusetzen. Doch wie es bei Neuerfindungen und der ersten Liebe so üblich ist, geht natürlich nicht immer alles glatt.
Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich oder unter www.sina-kongehl-breddin.de zu erwerben.

Leseprobe
Die Wunschtraummaschine

Wie alles begann…
Karl Seik hatte nicht geglaubt, dass ihm jemals eine so große Erfindung, wie die Wunschtraummaschine, in den Sinn kommen würde. Bisher hatte er sein erfinderisches Schaffen, eher auf kleine nutzvolle Gerätschaften des Alltags beschränkt.
Falls es ihm jedoch gelang, dass seine neuste Erfindung auch noch funktionierte, wäre das wahrhaftig eine menschliche Sensation.
Der alte Herr, jenseits der Fünfundsechzig, wusste längst nicht mehr, wie viele Stunden er bereits am Bau seiner Wunschtraummaschine zugebracht hatte.
Die aufwendigen Arbeiten daran, hatten ihm allerdings jede Menge endloser Nächte beschert. Endlose Nächte, in denen ihm sein früherer Beruf, als Maschinenbauingenieur zu Gute kam.
In den letzten Wochen verspürte der alte Herr plötzlich einen ungebremsten Erfinderdrang, den er selbst auf den Neueinzug seiner Nachbarn zurückzuführen glaubte.
Herr Seik hatte sich von Anfang an, gut mit Sandra Wunderlich und ihren Kindern verstanden. Besonders Max, der dreizehnjährige Sohn der Nachbarsfamilie, zeigte großes Interesse an seinen technischen Neuerfindungen, sodass die Beiden des Öfteren zusammen in der Erfinderscheune des alten Herrn tüftelten.
Doch in letzter Zeit schien Max ein wenig abwesend zu sein. Da Karl Seik ein feinfühliger Mensch, mit einer gehörigen Portion Lebenserfahrung war, wusste er genau, dass dieses sonderbare Verhalten meist mit der Liebe zu tun hatte.
Er spürte, dass seine Wunschtraummaschine möglicherweise schon bald von größerem Nutzen sein könnte.

Kapitel 1

Ein ganz normaler Septembermorgen

Obwohl es bereits September war, erreichten die Temperaturen noch immer Spitzenwerte, wie im Hochsommer. Die Hitze hing wie eine Dunstglocke über der kleinen Stadt Bismark. Besonders in den Mittagsstunden brannte die Sonne gnadenlos über den roten Ziegeldächern.
 Erst in den Abendstunden, als die langen Schatten der Fachwerkhäuser, nach und nach zu einer kühlenden Gasse verschmolzen, wich die Hitze und verschaffte seinen Bewohnern etwas Erleichterung.
Hier wohnte nun auch der dreizehnjährige Max Wunderlich mit seiner Mutter und den fünfjährigen Zwillingsschwestern Mia und Klara, und das seit fast sechs Wochen.
In dieser kurzen Zeit hatte sich die kleine Familie erstaunlich gut in ihrer neuen Umgebung eingelebt.
Sie hatten eine geräumige Mietwohnung in einem der alten Fachwerkhäuser bezogen, sodass jedes Kind ein eigenes Zimmer besaß. Außerdem gab es noch eine Wohnstube, eine Küche, ein Bad, eine winzige Abstellkammer sowie eine kleine Sitzecke auf dem Hof. 
Obwohl Familie Wunderlich große Bedenken wegen des Umzuges von Salzwedel nach Bismark hatte, war es umso schöner, dass es nun allen so prima im neuen Zuhause gefiel.
Vielleicht lag es auch an ihrem neuen Nachbarn Herrn Seik, der sich ausgesprochen freundlich ihnen gegenüber verhielt.
 Nur unter den Bismarker Bewohnern galt der alte Herr aus der Alten Straße, als etwas seltsam. Man nannte ihn den zerstreuten Professor.
In einer Kleinstadt wurde eben viel geredet und gemunkelt.
Herr Seik war ein älterer Herr, mit grauem Bart, kleiner Nickelbrille und einem löchrigem Strohhut. Mag sein, dass er für die Einheimischen, in der Tat etwas seltsam ausschaute.
Nach dem Tod seiner Frau, tüftelte Herr Seik, wie besessen an den wahnwitzigsten Erfindungen. Er fertigte Maschinen, die ausschließlich dem Wohl der Menschheit dienen sollten. 
So tüftelte er neben einer Fensterputzmaschine, an einen automatischen Bügelassistenten und einer Kohlrabi-Kontrollmaschine. Letztere Erfindung sollte den Kohlrabi stets auf  Beschaffenheit und Größe kontrollieren, damit dieser rechtzeitig vor dem Aufplatzen geerntet werden konnte. 
Neben weiteren merkwürdigen Erfindungen, lag dem alten Herrn, eine in Arbeit befindende Maschine jedoch besonders am Herzen. Es handelte sich um eine Wunschtraummachine.
Diese Wunschtraummaschine sollte allen Menschen ihre bisher unerfüllten Träume wahr werden lassen.
Doch der alte Herr war nicht nur als Erfinder tätig, sondern auch sehr naturverbunden.
So aß er beispielsweise kein Fleisch, weil ihm das Schlachten der Tiere leid tat.
Im Sommer baute Herr Seik stattdessen Gemüse in seinem Garten an, sammelte Kräuter, während er im Winter eisbadete und sich um die Wintervögel kümmerte.
Im Grunde genommen war Herr Seik, der friedlichste Mensch, den es auf Erden gab.
Da er sonst niemanden hatte, der sich um ihn kümmerte, bot er der Nachbarsfamilie gern seine Freundschaft und Hilfe an.
Und weil Familie Wunderlich ihren Nachbarn ebenso akzeptierte, wie er war, leisteten Max und seine Schwestern ihm oft Gesellschaft.
Besonders der dreizehnjährige Max zeigte großes Interesse an den Erfindungen.
Auch wenn der alte Herr kein Vaterersatz sein konnte, freute sich der Junge, nach der Trennung seiner Eltern, einen Freund an seiner Seite zu haben.


Vita
Sina Kongehl-Breddin wurde 1975 in Stendal geboren. Bereits seit frühster Kindheit interessiert sie sich für unzählige künstlerische Dinge. Doch erst im Jahr 2006 veröffentlichte sie aufgrund eines Schreibaufrufes den ersten Kurzkrimi, mit welchem sie spontan den dritten Platz belegte. 2016 veröffentlicht sie mit ihrem Kinderbuch Die Wunschtraummaschine im Verlag Kern bereits ihr sechstes Buch in Folge. Alle ihre Bücher haben Bezug zu ihrer Heimat, der Altmark, und wurden von ihr selbst illustriert.

Dienstag, 14. Juni 2016

Magier, pass auf: Trollrotz und Hexenspucke II von K.A. Winter



Klappentext

Die böse Hexe Idun ist wieder da! Frech und durchtrieben – so wie eine richtige Hexe sein muss. Aber man kann es auch zu bunt treiben und deswegen wird Idun aus der Geisterhöhle verbannt. Sie muss ein Jahr lang auf eine normale Schule gehen, natürlich ohne Hexenkräfte. Das wäre ja noch schöner! Aber die Oberhexe ist ein bisschen schusselig und Idun landet an der gleichen Schule wie Aki und Alberte. Das kann nicht gut gehen. Eines Tages liegt Magie in der Luft und seltsame Dinge geschehen. Hat Idun die Finger im Spiel? Hoffentlich nicht...
Erhältlich bei Amazon.

Leseprobe

Wisst ihr noch,

wie die beiden Hexen Idun und Gunde den kleinen Troll Moggi entführten, damit er das Geistertor nicht mehr schließen konnte? Hundert Jahre Geisterstunde hatten sich die beiden erhofft. Stellt euch das mal vor!

Zum Glück ist es dazu nicht gekommen. Aki und seine Cousine Alberte konnten den Troll wohlbehalten wieder in der Geisterhöhle abliefern und die Hexen haben ihre gerechte Strafe erhalten. Gunde musste noch einmal zurück in die erste Hexenklasse und Idun wurde für ein Jahr in die Menschenwelt verbannt – natürlich ohne Hexenkräfte. Das wäre ja noch schöner.

Wollen wir doch einmal sehen, was Idun gerade so treibt.
Hoppla, ich glaube, sie liegt noch in den Federn und das, wo doch gleich die Schule anfängt...

Kapitel 1
Welch ein Schlamassel!

Idun blinzelt kurz. Dann kneift sie die Augen ganz fest zusammen. Heute ist ihr erster Tag in der Menschenwelt und die junge Hexe hätte es nicht schlechter treffen können. Sie ist in einem rosa Mädchenzimmer gelandet. Einfach abscheulich. Alles ist rosa. Die Bettdecke, die Kissen, ja sogar die Tapete und der Teppich.
Missmutig schlägt Idun die Bettdecke zurück. Ihre dürren Hexenbeine stecken in einem zuckerwatterosafarbenen Schlafanzug.
Idun schnaubt ärgerlich und zerrt sich den Schlafanzug vom Leib. Eine Hexe und rosa – nein, das geht gar nicht!
 Sie hüpft und stampft auf dem Pyjama herum, als würde er dadurch verschwinden. Aber er verschwindet nicht, sondern wickelt sich um ihre Füße. Idun stolpert und verliert das Gleichgewicht. Sie landet mit ihrer Nase in dem flauschigen Teppich, der zu allem Überfluss auch noch nach Rosen riecht. Pfui Spinne!
„Warum musste ich ausgerechnet hier landen?“, schimpft Idun. „Das wird die Oberhexe mir büßen.“
Sie ist noch keine zehn Minuten in der Menschenwelt und schon vermisst sie ihr schmuddeliges Strohlager in der Geisterhöhle und die muffigen Lumpen, mit denen sie sich sonst immer zudeckt.
Idun will sich gerade aufrappeln, als ihr Blick auf eine kleine Spinne fällt, die unter dem Kleiderschrank hervorkrabbelt. Idun verzieht den Mund zu einem bösen Grinsen. Die Oberhexe hat sicher nicht an Hexenspucke gedacht, so schusselig wie sie immer ist. Idun kriecht näher an die Spinne heran.
„Wäre ja gelacht, wenn ich dich nicht mit ein bisschen Hexenspucke in eine Nacktschnecke verwandeln könnte“, flüstert sie und lässt einen dicken Klecks Speichel auf die Spinne tropfen.
Aber die Spinne bleibt Spinne, kämpft sich tapfer aus der schleimigen Spucke frei und krabbelt unverdrossen zu einem kleinen Spalt im Boden, in dem sie ruckzuck verschwindet. Idun starrt der Spinne ungläubig hinterher. Sie hat wirklich nicht das allerwinzigste bisschen Zauberkraft. Ihre Hexenspucke ist tatsächlich völlig unwirksam. Wütend springt sie auf die Beine.
„Ich werde mir meine Hexenkräfte zurückholen, koste es was es wolle“, schwört sie. „Und dann werde ich alle Kreaturen im Finsterwald in stinkige Kriechtiere verwandeln! Und die Menschen gleich mit!“
Idun reißt die Schranktür auf. Sie greift nach den dunkelsten und hässlichsten Sachen, die sie finden kann, zieht sich an und stapft aus dem Zimmer. Im Flur stolpert die junge Hexe über eine rosarote Schultasche, die direkt vor ihrer Zimmertür steht. Die Tasche fällt um und ein handgeschriebener Zettel schwebt langsam zu Boden.

Mein liebes Kind, steht dort, vergiss nicht dein Pausenbrot. Viel Spaß in der Schule. Wir sehen uns zum Abendessen. Gruß und Kuss, Merle.

Mit einem Tritt befördert Idun die Schultasche die Treppe hinunter, wo sie krachend aufschlägt.
„Diese Merle kann ihr Abendbrot alleine essen“, brummelt Idun. „Und eine Schultasche brauche ich auch nicht. Ich mache sowieso nicht mit.“
Und mit diesem Vorsatz macht sich die Hexe auf den Weg in die Schule.


Über die Autorin

Hoch oben im Norden, an der Spitze Dänemarks, dort, wo es im Sommer nie richtig dunkel wird, lebe ich mit meiner Familie und unserem Hund Lucy.
Geboren bin ich in Berlin, habe nach meiner Schulzeit Medizin studiert und arbeite heute als Ärztin in einem Hospiz in Nordjütland. Ich bin leidenschaftliche Schriftstellerin und nutze jede freie Minute zum Schreiben.
Bisher habe ich drei Bücher veröffentlicht. Trollrotz und Hexenspucke I & II, ein Fantasy-Märchen für Kinder ab 6, mit frechen Hexen, dummen Trollen, wilden Kobolden und natürlich auch Scharen von Elfen, die nichts als Unfug treiben.
Planet Gorsian ist mein drittes Buch, ein Science Fiction Roman für Kinder ab 10 Jahren. Der Roman handelt von dem elfjährigen Milas, der mit seiner Familie gezwungen ist, auf den neu entdeckten Planeten Gorsian zu ziehen, der neunzehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt und von geheimnisvollen Außerirdischen besiedelt ist. Die Illustrationen sind von dem wundervollen Stork, einem Künstler aus Kopenhagen.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank in die Hauptstadt des Königreiches!

Dienstag, 7. Juni 2016

„Keylam: Die Ankunft“ von Anne Schmitz


Klappentext
Im Tal der Tallinge herrscht große Aufregung. Der Zauberer hat für diese Nacht die Ankunft eines neuen Tallings vorausgesagt.
Hoffentlich kann der Neue ihnen im Kampf gegen den bösen Skarkorok und seinen Drachen helfen!
Auf die jungen Tallinge Saomi und Keylam wartet ein fantastisches Abenteuer voller Magie ...
Empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahre
Erhältlich bei Amazon.

Leseprobe

Auf der Tallingwiese

„Pst, so seid doch bitte leiser!“ Verzweifelt bemühte sich Häuptling Romwald, die Tallinge zu beruhigen, die auf der Dorfwiese beisammen standen und sich aufgeregt unterhielten.

Romwald raufte sich die weißen Haare. „Meine lieben Mitbürger“, versuchte er es erneut, „ich weiß ja, ein wundersames Ereignis steht uns bevor.“ Er trommelte mit den Fingern auf das Rednerpult, in der Hoffnung, dass die Tallinge zur Ruhe kommen würden. Doch niemand beachtete ihn.

Der Häuptling strich über seinen weißen Bart, der ihm bis auf den runden Bauch herabhing. Er ließ seinen Blick über die Bewohner des kleinen Dorfes Tallingheim schweifen und betrachtete dann die Äste des mächtigen Tallingbaumes, die sich sacht in der warmen Abendluft wiegten.

Vor ein paar Tagen war Romi, die Fledermaus, mit einer Nachricht von Zauberer Nu in sein Haus geflattert. Der Zauberer hatte die Ankunft eines neuen Tallings für die heutige Nacht vorausgesagt. Nun gab es für die Dorfbewohner kein anderes Thema mehr. Es war eine Sensation! Seit Saomis Ankunft vor zehn Jahren war kein weiterer Talling mehr bei ihnen eingetroffen. Damals hatte noch niemand geahnt, dass der Frieden in ihrem Tal bald ein Ende haben würde.

„Die Zeiten sind schlecht!“, beschwerte sich jemand.

„Irgendwer muss Skarkorok aufhalten!“, forderte ein anderer.

„Vielleicht kann uns ja der Neue helfen!“, hoffte der Schreiberling. „Oder die Neue!“ mischte sich eine Tallingfrau ein.

„Oder die Neue!“, wiederholte der Schreiberling etwas genervt. „Das spielt doch keine Rolle. Wir brauchen auf jeden Fall einen Zauberling oder einen Wächterling!“ Da waren sich alle einig. Der Häuptling wusste, dass die Dorfbewohner große Hoffnungen in den Neuen setzten. Aber leider gab es nur wenige Zauberlinge. Wächterlinge kannten sie sogar nur aus alten Sagen.

„Bitte, bitte!“ Flehend sprach Romwald auf die Dorfbewohner ein. „Ihr müsst still sein! Skarkorok wird uns hören und dann …“ An das, was passieren würde, wenn der böse Zauberling Skarkorok ihre Versammlung bemerken würde, wollte er lieber nicht denken. Er schüttelte seinen Kopf, um die schlechten Gedanken zu vertreiben. Es gab noch eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Auf dem Rednerpult stand ein kleines, eher unscheinbares Glöckchen. Allerdings war es ein ganz besonderes, da der Klöppel aus einem grünen Kristall gefertigt war. Mit zitternden Fingern streckte Romwald seine Hand langsam danach aus. Vorsichtig hob er das Glöckchen an.

Hoffentlich hört Skarkorok es nicht, dachte der Häuptling
noch, dann ließ er es einmal erklingen. Der Ton war hell und rein. Er sauste von Talling zu Talling, von Ohr zu Ohr. Er erreichte die Vögel im Baum, das Eichhörnchen in seinem Kobel, ja sogar die Regenwürmer in der Erde. Schnell huschte er weiter ins Dorf, wo ihn Ziegen und Schafe, Hühner und Pferde hörten und schließlich verklang er in der Dämmerung. Erschrocken blickten die Tallinge sich an. Jetzt erst bemerkten sie, in welche Gefahr sie sich und die Ankunft, durch ihr lautes Geschwätz, gebracht hatten. Leise nahmen die Dorfbewohner nun auf den Sitzsteinen Platz. Der Bäckerling ging zu seinem Karren und holte die eigens für diese Nacht gebackene Sternenstreusel hervor. Lehrlinge füllten Wasser und Lebeliasaft aus Fässern ab. Gemeinsam bewirteten sie die schweigenden Tallinge.

Da erklang der Ruf einer Eule. Romwald flüsterte: „Die Nacht ist da. Die Ankunft steht kurz bevor.“

Es war eine warme Nacht. Grillen zirpten. Ein Mäuschen flitzte piepsend über die Dorfwiese, angelockt vom köstlichen Duft des Gebäcks. Eine leichter Wind rüttelte sacht an den sternförmigen Blättern des mächtigen Tallingbaumes, dessen Äste die Dorfwiese überspannten, ganz so, als wolle er die versammelten Tallinge beschützen.

Der majestätische Baum stand schon seit Anbeginn der Zeit im Tal der Tallinge. Sie nannten ihn ihren Lebensbaum. Sein Stamm war so gewaltig, dass sieben Tallinge nötig waren, um ihn einmal zu umfassen. Das Wundersamste am Lebensbaum waren jedoch die Kugeln. An den mächtigsten und stärksten Ästen wuchsen weiß schimmernde, matt leuchtende Kugeln. Es gab sie in allen Größen. Manche waren noch klein, wie Äpfel, andere waren so groß wie prall gefüllte Getreidesäcke. Eine Kugel jedoch war größer als alle anderen und leuchtete auch heller. Unter ihr war eine Hängematte aus reißfestem Lebeliatuch aufgespannt worden. Dies war der Ort der Ankunft.



Vita
Die Autorin wurde 1978 in einer Kleinstadt des Bergischen Landes geboren. Hier verlebte sie ihre Kindheit und Jugend. Ende der 1990er Jahre zog sie nach Köln, wo sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin absolvierte. Nachdem sie einige Zeit in einem Kindergarten gearbeitet hatte, schrieb sie sich für ein Studium der Diplom Sozialpädagogik ein. Seit der Geburt ihres ersten Sohnes kümmert sie sich um die Belange ihrer Familie. Sie lebt heute mit ihrem Mann und drei Kindern in der Nähe von Köln.
Homepage: www.anne-schmitz.com