DIE
DREI RIESEN
Eines Morgens werden die Bewohner der Pfahlbausiedlung
am Abasee durch lautes Krachen und Poltern aufgeschreckt. Drei Riesen haben
sich auf dem felsigen Gebirgshang niedergelassen und fordern nun Tribut ein.
Wird es den Siedlern gelingen, mit der Bedrohung fertigzuwerden?
Klaus Kurt Löffler hat hier einer Sage aus dem
Salzkammergut einen neuen Inhalt gegeben. Im Zusammenspiel mit stimmungsvollen
Bildern von Künstlerin Sepjola, öffnet das Märchen ein Tor in die graue Vorzeit,
in der die Natur noch nicht ihren Schrecken verloren hat und Fabelwesen aller
Art ihr Unwesen treiben.
Leseprobe:
Vorwort
In grauer Vorzeit, als die Erde noch von Fabelwesen
bevölkert war, waren die Alpentäler von dichtem Urwald bewachsen. Um die Seen
im heutigen Salzkammergut herrschte eine fast undurchdringliche Wildnis. Nur
vereinzelt drangen Jäger, Sammler und Fischer ein, wobei sie Wildwechseln und
Saumpfaden folgten.
Der
Fischreichtum veranlasste die Menschen aber dann doch, sich in der feindlichen
Gebirgswelt anzusiedeln. Zunächst entstanden am leichter zugänglichen Mondsee
Pfahlbausiedlungen. Dann ging man daran, auch am nahe gelegenen, fischreichen
Abersee Fuß zu fassen. Am Westufer rodeten die Kolonisten auf dem bewaldeten
Uferstreifen in mühevoller Arbeit eine Lichtung und bauten auf Pfählen stehende
Plattformen in den See, auf denen sie Holzhütten errichteten.
Erstes Kapitel: Die Riesen erscheinen
Eines Morgens wurden die Bewohner aus dem Schlaf
aufgeschreckt: Ihre Hütten schwankten hin und her, während vom Berg lautes
Krachen und Poltern ertönte. Verängstigt rannten sie auf die Plattformen hinaus
und suchten nach dem Grund. Der war nicht schwer zu erkennen: Auf dem felsigen
Gebirgshang im Westen waren drei Riesen aufgetaucht. So groß, dass die
umstehenden Bäume wie Gesträuch zu ihren Füßen wirkten. Jeder von ihnen konnte
die Ansiedlung am Seeufer mit ein paar Fußtritten zerstören.
Auf Drängen der
Siedler begab sich Mateo, der Führer der Gemeinschaft, zu den unerwünschten
Besuchern. »Darf man wissen, was Euch herführt?«, fragte er vorsichtig, um die
Eindringlinge nicht unnötig zu reizen.
»Gut, dass du
nachfragst«, sprach der größte Riese. »Das beschleunigt die Sache. Ich bin
Gohlguh, der Älteste der Sippe. Und das sind meine Brüder Gormosch und Gagath.
Wir sind weit gewandert, bis wir entdeckt haben, was wir suchen. Aber jetzt
haben wir eine neue Heimat und ihr neue Herrscher gefunden: Wir werden uns hier
niederlassen und erwarten von euch, dass ihr uns zu Diensten seid.«
»Was verlangt ihr?«,
fragte Mateo besorgt, nichts Gutes ahnend.
»Ihr versorgt
uns mit Essen und Trinken und mit allem, was wir sonst noch benötigen.«
»Dazu sind wir
nicht in der Lage. Ihr habt sicher einen Appetit, der eurer Größe entspricht.
Wenn wir den stillen, haben wir selber nichts mehr und werden verhungern.«
»Das ist euer
Problem«, lachte der Riese. »Für heute wollen wir euch entgegenkommen und uns
damit begnügen, dass ihr fünfzig Körbe mit Verpflegung heranschafft. Morgen
müssen es dann schon hundert sein und übermorgen dreimal so viel. Denn jeder
von uns benötigt hundert Körbe für sich allein, um satt zu werden. Diesen
Tribut müsst ihr jeden Tag leisten. Dafür werden wir euch vor euren Feinden
beschützen.«
»Aber wir haben
gar keine Feinde«, wandte der Vorsteher ein. »Wir leben mit unseren Nachbarn am
Mondsee im Einvernehmen.«
»Um so besser
für uns alle«, lautete die Antwort. »Dann haben wir weniger Arbeit!«
»Und was
geschieht, wenn wir eure Forderung nicht erfüllen?«, fragte Mateo, obwohl er
sich die Antwort schon denken konnte.
»Dann werden
wir uns selber holen, was uns zusteht!«, drohte der Riese. »Und wenn wir fertig
sind, wird von eurer Ansiedlung nichts übrig sein.«
Der Riese
deutete mit einer Handbewegung an, dass er die Unterhaltung für beendet
betrachtete. Und begann dann, sich mit seinen Brüdern auf dem Gebirgshang
häuslich einzurichten. Dem verstörten Anführer der Siedler blieb nichts anderes
übrig, als sich entmutigt zu entfernen.
Klaus Kurt Löffler:
Als studierter Jurist war ich zuletzt
als Vorsitzender Richter am Landgericht tätig. Nach meiner Pensionierung habe
ich während eines Aufenthalts in St. Wolfgang am Wolfgangsee mit dem Schreiben
von Jugendbüchern angefangen. Der Schauplatz und meine beruflichen Erfahrungen
wollten es, dass es Detektivgeschichten wurden, in denen die Landschaft eine
entscheidende Rolle spielt. Es steht bei mir aber nicht das Verbrechen, sondern
das hinter ihm stehende Rätsel im Vordergrund. Denn meine Junior- Detektive
lösen ihre Fälle mit Köpfchen.
Link zu meinem Shop, meiner
Facebook-Autoren-Seite, meinem Twitter-Account, Büchern bei Amazon und meiner Amazon Autorenseite
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