Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 22. August 2017

Sid: Ein kleines Känguru sucht im australischen Busch seine Familie von Barbara Rath



Klappentext:
Sid ist ein junges Känguru. Er muss sich mit seinem jüngeren Bruder Pat das enge „Beutelzimmer“ in der Bauchtasche seiner Mutter mühsam teilen. Weil das einfach nicht ohne Streit klappen will, verlässt Sid recht früh erstmals den Beutel und streift selbstständig umher. Dabei entdeckt er zum Beispiel seine Leidenschaft für das gemeinsame „Beutelballspiel“ mit den anderen Jungtieren seiner Herde.
Weil Sid furchtbar neugierig ist, purzelt er schließlich geradezu in ein gewaltiges Abenteuer: Er stürzt einen Hang hinab, als er heimlich eine Schafherde beobachten will, und verletzt sich dabei. Der Schäfer kümmert sich um das kleine Känguru – und will es behalten! Obwohl Sid in Nummer Fünf, einem Lamm, einen wirklichen Freund findet, der ihm das Leben in einer Schafherde zu erklären versucht, bekommt der Kängurujunge bald Heimweh: Sid will zurück zu seiner Mutter. Die Schafe helfen ihm schließlich, dem Schäfer und seinen Hütehunden zu entkommen. Doch nach diesem aufregenden Auftakt beginnt für Sid erst eine ganze Reihe von gewaltigen Herausforderungen: Erstmals ist er völlig auf sich allein gestellt, während er in der weiten Wildnis Australiens versucht, seine Familie wiederzufinden …

Mit dem kleinen Känguru, das Mutters Beutel ein bisschen zu früh und vorwitzig verlässt, können sich Kinder sehr gut identifizieren. Schließlich müssen sie im Verlauf ihres Heranwachsens selbst immer wieder Schwellen überschreiten, Neuland entdecken, Abenteuer bestehen – und Mutters Rockzipfel loslassen. Sid zeigt, wie das geht, und macht Mut, die Welt zu erobern. Deshalb ist dieses Tierabenteuer besonders geeignet für Kinder, die einmal wieder eine Schwelle überschreiten müssen: hinein in den Kindergarten, in die Schule, ein eine neue Gruppe ...

Das Buch eignet sich zum Vorlesen und Lesen für Kinder ab 6.

Im Anhang ist für die ganz Neugierigen unter den jungen Lesern genau erklärt, wo die Geschichte ein Märchen und frei erfunden ist und wo sie von Tatsachen berichtet. Schließlich hat eine Zoologin den Roman verfasst …

Erhältlich bei Amazon als E-Book und Taschenbuch

Leseprobe:

[Was bisher geschah:] … das kleine Känguru Sid wollte sich davor drücken, auf seinen jüngeren Bruder aufpassen zu müssen, ist dabei einen Berg hinabgestürzt und hat sich verletzt. Ein Schäfer kümmert sich um das Tier, verbindet es und bringt es zunächst in einem kleinen Pferch bei einem mutterlosen Lamm namens Nummer Fünf unter. Von dort aus beobachtet Sid, der noch nie zuvor einen Menschen gesehen hat, einigermaßen verwundert, was der Zweibeiner so treibt:

[Textauszug aus Kapitel 6: Der Schlafsack]
Zuletzt erreichte der Schäfer den Lagerplatz. Wieder wunderte sich Sid über dessen seltsame Fortbewegungsweise: Der Mann setzte einen Fuß vor den anderen, wie ein stelzbeiniger Storch, wenn der auf der Suche nach Würmern durch das Gras läuft. Sid fragte sich, ob der komische Vogel womöglich verletzt sei, weil er seine schönen langen Beine nicht einfach zum Hüpfen benutzte. Aufmerksam folgte er dem Schäfer mit den Augen. Sid war sich darüber im Klaren, dass dieses Wesen hier bestimmte, was geschah: Wer Macht über die Hunde hatte, besaß auch Macht über ihn. Wer Zäune aufgestellte, wie Nummer Fünf ihm erklärt hatte, war wie ein Zauberer, der aus grenzenloser Freiheit etwas Neues, viel Kleineres erschuf, wofür Sid einfach die Worte fehlten.

Sid machte riesengroße Augen, als der Schäfer sich plötzlich ein Stück vom Kopf abriss und auf den Tisch vor seinem Wagen warf. Dann schälte er sich auch noch aus einem Teil seines Pelzes und legte ihn neben das Stück vom Kopf.
Sid schüttelte sich: Noch nie hatte er ein Wesen gesehen, das derart blitzschnell seinen Fellwechsel durchführte! Wie überaus erstaunlich!
Nummer Fünf bemerkte, wie das junge Känguru den Schäfer beim Ablegen der Kleidungsstücke mit offenem Mund anstarrte und lachte: “Sieht irre aus, nicht wahr? Aber du musst wissen, der Mensch zieht sich nur aus. Menschen besitzen kein ordentliches Fell, nur ein paar Haare oben auf dem Kopf. Ansonsten haben sie eine ziemlich empfindliche rosa Haut. Deshalb brauchen sie übrigens uns Schafe. Einmal im Jahr nehmen sie uns unsere Wolle weg und machen für sich selbst einen künstlichen Pelz daraus. Kein Wunder, wenn man so nackt ist, oder? Menschen sammeln verschiedene dieser künstlichen Pelze, ziehen sie an und nennen sie dann Kleidung. Unsere Wolle machen sie irgendwie bunt, wenn sie sie in Kleidung verwandeln – vielleicht damit sie sich untereinander an den Farben erkennen können. Ich habe keine Ahnung! Aber ich finde, Menschen sehen alle beinahe gleich aus, auch wenn sie ganz bunt gekleidet herumlaufen.”
“Was hat er denn mit seinem Kopf gemacht?”, wollte Sid immer noch fassungslos wissen. “Das muss doch wehtun, wenn man sich da so viel abreißt!”
“Ach, das war auch nur Kleidung, also ein Stück, das nicht wirklich zu seinem Körper gehört. Sie nennen dieses pilzförmige Ding einen Hut”, erklärte Nummer Fünf belustigt. “Weißt du, obwohl der Schäfer hier alles bestimmt, ist er eigentlich ein richtiges Weichei. Er kann nicht so gut sehen, hören oder riechen wie wir. Er verträgt weniger Sonne, Wind, Kälte, Hitze oder Regen als wir. Er ist langsamer als wir. Und um seinen Kopf zu schützen, setzt er den Pilzhut auf.”
“Wenn er solch ein Weichei ist, wieso hat er dann hier die Macht?”, wunderte sich Sid.

Das Lamm hörte aber schon nicht mehr zu. Er sprang plötzlich wie närrisch am Zaun des Pferches auf und ab. Der Schäfer hatte inzwischen einen merkwürdigen Gegenstand aus seinem Wagen geholt, ging zum Zaun und hielt ihn Nummer Fünf einladend vor das Maul. Das Lamm saugte sich sofort daran fest! Sid erinnerte sich, dass sein neuer Freund behauptet hatte, dass er seine Milch vom Schäfer bekam. Aber ein Euter, das man in die Pfoten nehmen und einfach herumtragen konnte …?
Nach allen Wundern, die Sid heute bereits gesehen hatte, war das das Unfassbarste! Milch gehörte nicht in irgendeine Pfote. Die gehörte zu einer Mutter! Und Mütter waren liebevoll und aufmerksam, warm und weich und …, und …, und …
Sid wollte jetzt endlich, endlich wieder zu seiner Mama! Er fiepte und rief, er sprang, so gut das mit seiner verletzten Pfote ging, am Zaun entlang und suchte seine Mutter. Sid wollte sich nur noch in ihrem Beutel verkriechen, wo er sich ganz sicher und geborgen fühlen durfte und wo er all das Schreckliche, das er heute erlebt hatte, wie einen schlechten Traum vergessen konnte!
“Na, du einarmiger Held”, hörte er den Schäfer plötzlich mit seiner nicht unangenehmen Stimme sagen. “Du suchst deine Mama, was? Du bist eben noch ein bisschen zu klein, um allein herumzulaufen.”
Sid erstarrte. Das wusste er mittlerweile selbst! Was kam jetzt? Was hatte der Zweibeiner, der Macht über die Hunde und die Schafe und über ihn besaß, als Nächstes vor? Wie gebannt saß Sid da, duckte sich, unfähig, sich noch zu rühren. Der Schäfer öffnete ein Loch im Zaun, ging hindurch, schloss es jedoch sofort wieder. Langsam kam er schließlich auf Sid zu. In der Hand hielt er etwas, von dem Sid sich kurz fragte, ob es vielleicht Kleidung sein könnte. Was dann geschah, verstand Sid nicht wirklich. Der Schäfer griff nach ihm. Das fühlte sich fast so an, als würde die Mutter Sid helfen, in ihren Beutel zu klettern, wenn er zu Bett musste. Und dann purzelte Sid tatsächlich in etwas hinein, das sich ganz ähnlich wie der Beutel seiner Mutter anfühlte: geschmeidig und weich und ein bisschen kuschelig und dunkel und vertraut und rundherum – und einfach wunderbar!
Sid hörte noch, wie der Schäfer murmelte: “In dem Sack kannst du bestimmt gut schlafen, mein Kleiner”, dann fielen ihm erschöpft die Augen zu.

[Auszug aus den Bio-Infos, die im Anhang erklären, was in dem Roman erfunden ist, was auf Tatsachen beruht.]

*Ob Kängurus Unfälle erleiden können? Aber sicher. Wenn sie mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, entwickeln große Känguruarten beispielsweise Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern in der Stunde. (Die schnellsten menschlichen Läufer sind mit etwas über 30 Kilometern in der Stunde unterwegs.) Bei dem Tempo kann immer einmal etwas passieren und ja, Abstürzen in unwegsamem Gelände ist wohl auch möglich. 
 

*Können Kängurus ohnmächtig werden? Ja. Jedes Tier, das ein Gehirn besitzt, kann bewusstlos werden. Das ist für ein Lebewesen eine Art Schutzmechanismus, etwas so, als würde eine Sicherung herausspringen: erst einmal abschalten – später und dann unter hoffentlich besseren Umständen weitermachen.

Vita

  • seit 1962 da
  • daheim am Niederrhein
  • Diplombiologin - Zoologie / Human- & Zytogenetik
  • verheiratet / 2 erwachsene Kinder
  • 10 Jahre tätig in der Zoopädagogik im Krefelder Zoo (von 2002-2012)
  • seit 2000 als freie Autorin aktiv
  • 2009 gewann der Roman für Kinder „Der Gurkenvampir“ die Kalbacher Klapperschlange in der Rubrik Bücher für die Klassen 3 und 4. Inzwischen sind mehr als 30 Titel unterschiedlicher Genres veröffentlicht: Romane für große und kleine Menschen, Gedichte, Kurzgeschichten, Hörspiele, Theaterstücke, Musicals, Liedertexte.
In meinem Leben hat es immer drei große Ziele gegeben: Familie, Pferde und Bücher schreiben. So gesehen ist bisher alles ganz gut gelaufen:
  • verheiratet seit 1989
  • zwei erwachsene Kinder - eine Tochter / ein Sohn
  • Pferde gehören fest in mein Leben.
  • Inzwischen sind von mir mehr als 30 Bücher publiziert und über 80.000 Exemplare verkauft worden.
Wer noch mehr wissen will, sucht bitte hier:
Mein Motto: Ein Leben ist mir nicht genug - wie gut, dass es Geschichten gibt!
Homepage:
Facebook: https://www.facebook.com/people/Barbara-Rath/100012195456881 https://www.facebook.com/barbara.rath.autorin/

Dienstag, 15. August 2017

Der Karatehamster sattelt um von Tina Zang



Kurzbeschreibung:

Neo ist fassungslos. Sein Lieblingsmensch Jan verbringt die Herbstferien auf einem Reiterhof, wo er Westernreiten lernt. Ohne Neo!

Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Huhn: Ein Reithuhn für den Karatehamster. Die superschlaue rechnende Henne Henriette vom Gnadenhof Flinke Pfoten eignet sich dafür ganz wunderbar. Allerdings ist das schöne Tier in großer Gefahr, da ihre Besitzerin Laura erpresst wird. Schaffen es Kira und die flauschigen Helden Neo, Lee und Chan, diesen Fall ohne Jans Hilfe zu lösen?

Erhältlich als Taschenbuch bei Amazon, als E-Book bei Amazon und Thalia

Leseprobe

Kapitel 1

Was für ein grässlicher Nachmittag. Unsere Besitzerin Kira saß an ihrem Schreibtisch, machte Hausaufgaben und litt dabei offensichtlich Höllenqualen, denn sie jammerte fast unentwegt.
»Grausame Grammatikregeln!«, keuchte sie. »Wieso reicht es nicht, eine Sprache zu sprechen? Muss man sie auch noch zerpflücken?« Und später: »Bäh, ich hasse diese strunzblöden binomischen Formeln.«
Auch ich litt entsetzlich, und dazu brauchte ich weder Grammatik noch strunzblöde Formeln. Ich hockte auf der oberen Etage des Hamsteraquariums und war nur ein Schatten meiner selbst.
In unserem Hamsteraquarium ist übrigens kein Wasser drin, wir sind ja keine Blubberfische. In unserem Aquarium findet man Einstreu, zwei Schlafhäuser, ein Laufrad, eine Wippe, eine Rutsche, eine digitale Briefwaage, einen Wackelbuddha, ein mit Gel gefülltes Polster, drei Wellensittichspiegel, ein Kletternetz und drei Hamster. Zwei der Hamster waren an diesem Nachmittag quietschfidel, einer war völlig mit den Nerven am Ende. Und dieser Hamster war ich.
Gelangweilt starrte ich vor mich hin. Es war erst wenige Tage her, da hatte ich Kiras bestem Freund Jan geholfen, eine Tierquälerin zu überführen. Dazu musste ich als Ablenkungsmanöver von einem Schreibtisch in ein Wasserbecken springen, während Jan den entscheidenden Beweis sicherstellte.
Diese Aktion hatte mich große Überwindung gekostet, denn Wasser ist uns Hamstern ein Gräuel. Wir verabscheuen es, nass zu werden. Ich verabscheue es sogar ganz besonders. Wie soll man tapfer, tollkühn und verwegen aussehen, wenn das Fell trieft und man vor Kälte zittert?
Da ich ein Leben voller Gefahren führe, werde ich leider sehr oft unfreiwillig nass. Doch der Sprung ins Wasserbecken war kein Unfall gewesen, ich hatte es mit Absicht getan. Mit Absicht! Todesmutig!!! Denn es war der wichtigste unserer bisherigen Fälle gewesen. Kira und Jan hatten sich bei den Nachforschungen zerstritten. Erst nachdem der Fall gelöst war, gelang es mir, sie wieder zu versöhnen.
Es war das Opfer wert, sagte ich mir. Und doch …
Ich konnte einfach nicht aufhören, den schrecklichen Moment im Geist wieder und wieder zu erleben. Wenn ich mit etwas anderem beschäftigt war – wie Laufradlaufen, Klettern oder Wippen –, fühlte ich mich wie immer. Drahtig, sportlich, unbesiegbar. Aber sobald ich eine Pause einlegte, passierte es. Die Erinnerung holte mich ein, ich erstarrte und bekam kaum noch Luft. So wie eben, als ich auf die obere Etage getrippelt war, um mich in Ruhe zu putzen.
»Mit den Hinterpfoten voraus«, murmelte ich. »Zwei endlose Sekunden freier Fall. Und dann … platsch. Eingetaucht bis auf den Grund.« Ein Beben ging durch meinen Körper, von den Schnurrhaaren bis zum Stummelschwänzchen. »Mit den Hinterpfoten voraus!«, wiederholte ich lauter.
»He, Ruhe da oben!«, rief Lee (das spricht man »Lieh«), der vor dem Schlafhaus, das er sich mit Chan (»Tschann«) teilt, auf seinem gemütlichen Gelpolster hockte. »Ich versuche zu meditieren.«
»Und ich versuche, wieder der alte Neo zu sein«, sagte ich niedergeschlagen. »Tut mir leid, dass ich dich gestört habe.«
Lee sah zu mir hoch. »Was hast du gesagt?«
»Dass es mir leidtut«, wiederholte ich kläglich.
»O nein!«, stöhnte Lee. »Das ist ja furchtbar. Chan, komm schnell her. Wir müssen Neo helfen. Er ist völlig verstört. Er hat sich sogar entschuldigt. Das gab es noch nie.«
»Macht euch wegen mir keine Gedanken«, bat ich. »Lebt euer Leben und genießt jede Sekunde. Es kann so schnell vorbei sein. Mit Anlauf und Karacho und mit den Hinterpfoten voraus – platsch! – ins erbarmungslose Nass.«
»Oiweh.« Lee schüttelte den Kopf. »Neo, ich weiß, was los ist. Du bist traumatisiert.«
Chan stellte sich neben Lee und drehte einen Joghurtdrops zwischen den Vorderpfoten. »Was bedeutet tomatisiert?«
»Es heißt traumatisiert«, korrigierte Lee. »Und es bedeutet, dass man einen Schock erlitten hat und eine Therapie braucht, weil man sonst sämtliche Lebensfreude verliert.«
»Schon passiert«, sagte ich und ließ die Schnurrhaare hängen. »Lebensfreude gleich null. Platsch
Lee kam die Rampe hoch und legte mir eine Pfote auf den Rücken. Normalerweise hätte ich ihm jetzt gesagt, dass er mich gefälligst nicht anfassen soll, aber diesmal erduldete ich es fügsam.
»Ich kenne die ideale Therapie«, sagte er. »Ein ordentlicher Kreischanfall wird dir guttun. Lass alles raus. Den ganzen Frust, die Angst, die Verzweiflung. Mir hat das immer geholfen.«
»Kreisch«, hauchte ich unmotiviert. »Kreischi-kreisch.«
»Viel zu leise. Soll ich es dir vormachen?«, bot Lee an.
Chan stopfte sich den Drops in die Backentasche und schwankte die Rampe hoch. Er ist so rund, dass er wunderbar hochrollen könnte, wenn die Schwerkraft ihm nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde. Aber runterrollen klappt immer prima.
»Warte, Lee«, sagte er. »Ich weiß was Besseres.« Er schob den Drops aus der Backe und hielt ihn mir hin. »Nimm den ins Maul und lass ihn ganz langsam und genüsslich auf der Zunge zergehen. Mir hat das immer geholfen.«
Ich sah den Drops an, dann Chan, dann Lee, dann wieder den Drops. »Lee, du warst noch nie so fürsorglich. Und Chan, du teilst sonst niemals freiwillig dein Futter. Seid ihr etwa auch atomisiert?«, fragte ich.
»Es heißt traumatisiert«, verbesserte Lee mit leicht gereiztem Unterton. »Nun lutsch schon den ollen Drops.«
Ich gehorchte. Er schmeckte süß und mehlig.
»Konzentrier dich auf den wundervollen Geschmack und das milde Joghurtaroma«, sagte Chan. »Das wirkt wahre Wunder.«
»Doppelt hilft besser«, meinte Lee. »Du könntest dabei gleichzeitig einen Kreischanfall kriegen.«
»Kreisch«, nuschelte ich. »Kreischi-krei…. grchkrchgrch.« Ich hatte mich verschluckt. Gleich würde mir schwarz vor Augen werden.
Lee schlug mir auf den Rücken, Chan griff mir ins Maul und angelte vergeblich nach dem Drops, während ich keuchte und röchelte und strampelte.
Was für ein unwürdiges Ende für einen Karatehamster. Aber man kann es sich nicht aussuchen, nicht wahr?

Über die Autorin:
Tina Zang hat sich einen Namen gemacht mit ihren frechen und ungewöhnlichen Kinder- und Jugendbüchern. Sie schreibt seit zwanzig Jahren, weil es nichts gibt, was sie glücklicher macht ... außer Singen und Katzen streicheln.


Dienstag, 8. August 2017

Schwimmen macht Spaß - Jana im Schwimmbad von Veronika Aretz

 Endlich hat Jana das Seepferdchen! Natürlich möchte sie jetzt so oft wie möglich schwimmen gehen – am liebsten zusammen mit Ben, der mit ihr in die erste Klasse geht. Denn er hat schon das Gold-Abzeichen und kann ihr bestimmt eine Menge beibringen. In der Schwimmhalle zeigt sich Ben jedoch von einer ganz anderen Seite … In dieser Geschichte sind einige Baderegeln versteckt. Schau mal, ob du sie finden kannst! Mit tollen Spielen, die man nachmachen kann!

Erhältlich bei Amazon und im VA-Verlag.

Kinder 5 - 10 Jahre






 Geschafft!
Zuletzt fragt Petra die Baderegeln ab: „Dürft ihr im Schwimmbad rennen?“
Ich sage: „Nein, weil der Boden nass ist und wenn wir rennen, können wir hinfallen und uns verletzen!“
Auch die anderen Fragen beantworten wir richtig. Schließlich überreicht uns Petra die Abzeichen. Nach dem Umziehen laufe ich zu Papa, der draußen auf mich wartet. Lachend halte ich ihm das Abzeichen vor die Nase.



„Wow, Jana, du hast es geschafft!“, sagt er. „Wollen wir das in der Eisdiele feiern?“
„Jaa!“, rufe ich und schon fährt Papa los. Unterwegs erzähle ich ihm: „Ich wollte beim Schwimmen aufgeben. Aber Petra hat mir Mut gemacht. Sie ist die beste Schwimmlehrerin der Welt!“

In der Eisdiele bestelle ich ein Biene-Maja-Eis und Papa trinkt einen Kaffee.
„Von jetzt an gehe ich immer alleine schwimmen“, sage ich. „Ich kann das ja jetzt!“
„Hm“, macht Papa. „Weißt du, im großen Becken kann es schon noch sein, dass du beim Spielen plötzlich nicht mehr kannst, und dann gehst du unter. Du musst erst noch mehr üben, bevor du alleine ins Schwimmbad darfst.“
Da kommt Ben aus meiner Klasse zu uns herüber. Auf dem Schulhof steht er immer alleine am Rand guckt gelangweilt, aber jetzt sieht er sogar ganz nett aus.



„Hallo Jana!“, sagte er.
„Ich habe gerade mein Seepferdchen-Abzeichen gemacht!“, rufe ich.
Ben winkt ab und sagt: „Das ist doch kinderleicht! Ich habe schon das Gold-Abzeichen!“
„Wirklich?“, fragt Papa erstaunt.
Ben nickt. „Mein Vater sagt, ich bin ein Naturtalent. Meine Mutter nennt mich Wasserfloh.“
„Dann kann ich ja morgen mit Ben in die Schwimmhalle gehen“, sage ich zu Papa. „Er kann mir helfen, wenn ich nicht mehr schwimmen kann.“
Doch Papa schüttelt den Kopf. „Das besprechen wir erst einmal mit Mama. Die wartet übrigens schon auf uns.“

Am nächsten Tag
Mit meinem großen Bruder Max gehe ich zusammen zur Schule. Im Park rieseln plötzlich lauter eklige Blätter auf uns herab.
„He!“, rufe ich. „Was soll denn das?“
Auf dem dicken Ast einer großen Eiche über uns sitzt Ben. Er hat einen Karton bei sich. Jetzt greift er hinein und wirft Laub auf mich herunter.
„Lass den Quatsch“, rufe ich. Ich schüttle mich und der Dreck fliegt aus meinen Haaren. Max lacht. „Das ist nicht lustig“, schimpfe ich.



„Wie bist du denn da raufgekommen?“, ruft Max zu Ben hinauf.
„Och“, winkt Ben lässig ab. „Das ist doch ganz einfach!“
„Pass bloß auf, dass du nicht runterfällst“, sagt Max. „Ich wette, das ist verboten!“
Da lacht Ben und wirft noch mehr Blätter runter.
Endlich sind wir auf dem Schulhof angekommen.
„Ich finde es gemein, dass du über mich gelacht hast!“, sage ich zu Max.
„Sei nicht so empfindlich“, antwortet er. „Das war doch gar nicht schlimm.“ Und damit geht er zu seinen Freunden.
Da kommt Ben zu mir. „Dein Bruder ist ja ziemlich blöd“, sagt er.



Vorhin fand ich Ben auch ziemlich blöd. Aber es ist trotzdem ziemlich cool, dass er so hoch auf den Baum raufgeklettert ist. Das würde sich Max nicht trauen. Aber ich schon. Vielleicht zeigt Ben mir ja mal, wie man auf Bäume klettert? ...

Vita:
Veronika Aretz wurde 1963 in Aachen geboren, hat Grafik-Design studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als Selbstständige. Mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt sie in der Nähe von Aachen. Seit dem Jahr 2000 trainiert sie ehrenamtlich Kinder im Schwimmverein ihrer Heimatstadt.
www.va-verlag.de, www.kinder-lernen-schwimmen.de

Dienstag, 1. August 2017

Tilda und das Glitzerding von Annika Bützler

Klappentext
Kennt ihr schon die kleine Schildkröte namens Tilda?
Nein? Na, dann wird es aber höchste Zeit! Kommt mit in die fantastische Unterwasserwelt und erlebt mit Tilda ihr erstes Abenteuer und was sie dort für eine geheimnisvolle Entdeckung macht. Lernt mit ihr zusammen den grummeligen Oktopus Hanno kennen und seid dabei, wie die beiden das Rätsel um Tildas Entdeckung lüften.
Erhältlich bei  BoD und im FanZauberShop
ISBN ISBN-13: 978-3-9470-8301-5







Tilda und das Glitzerding

„Hey, du, was machst du da?“
Die kleine Schildkröte Tilda zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte doch nur einmal nachgeschaut, was da so schön glitzerte. Dort unten am Meeresboden, zwischen all den Muscheln und den Korallen.
„Wer, ich?“ Tilda drehte sich mit großen Augen langsam um.
„Ja, genau, du“, sagte der Oktopus genervt und verdrehte die Augen. „Oder siehst du hier etwa noch jemanden, der den Kopf in den Sand steckt? Also ich jedenfalls nicht.“ Er schüttelte sichtbar mit dem Kopf.
Tilda versuchte, sich zu erklären. Sie konnte dem Oktopus doch nichts von ihrer geheimen Entdeckung erzählen. „Ich … hm … ja …, ich wollte doch nur …“, stotterte die kleine Schildkröte.
„Meine Güte, stottere hier doch nicht so herum“, raunzte der rotfarbene Oktopus ungehalten und fuchtelte mit seinen acht Armen. Die kleine Schildkröte fasste ihren ganzen Mut zusammen.
„Ich habe hier nur etwas gesucht, mehr nicht“, antwortete sie, ohne Luft zu holen, und etwas unfreundlich. Tilda war selbst erstaunt über sich, denn eigentlich war die kleine Schildkröte sonst sehr schüchtern.

Der Oktopus schaute sie entsetzt an, mit dieser patzigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Er senkte den Kopf und schwamm plötzlich davon. Seine acht Arme hingen dabei traurig an ihm herunter.Die kleine Schildkröte Tilda schaute ihm überrascht hinterher. „Was habe ich denn nur falsch gemacht?“, fragte sie sich und kratzte sich am Kopf. Sie blickte dem Oktopus noch eine Weile nach und überlegte eifrig, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen.
„Na, egal“, dachte sie sich irgendwann. „Er war ja auch nicht gerade freundlich zu mir, der Herr Oktopus“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
Tilda schaute sich wieder nach ihrer Entdeckung um. Sie wollte ja zu gerne wissen, was da unten Geheimnisvolles im Sand lag. „Es sieht wunderschön aus, wie es glitzert und blinkt, ein wahrer Traum“, dachte Tilda laut und griff danach. Als sie es in ihren Flossen hielt, drehte und wendete sie es ein paarmal hin und her. „Was ist denn das überhaupt für ein Glitzerding?“, fragte sich die kleine Schildkröte. „Hm, es ist ganz rund und fühlt sich wunderbar glatt an“, fachsimpelte Tilda vor sich hin. „Und es steckt ein Stein darauf, der in einem wunderschönen Rot funkelt“, fuhr sie fort. „Ach.“ Tilda ärgerte sich. „Hätte ich doch bloß den Oktopus gefragt. Der weiß bestimmt, was das für ein Ding ist“, meinte sie. Sanft berührte sie mit der linken Flosse den rot schimmernden Stein. Dann hatte Tilda eine Idee: Sie würde den Oktopus suchen und ihn einfach fragen, um was es sich bei diesem Glitzerding handelt. „In welche Richtung ist er denn bloß geschwommen?“, überlegte sie angestrengt.

Vita:
Annika Bützler lebt mit Mann und Tochter auf dem Land. Sie arbeitet gerne kreativ mit Schmuck und stellt nach Kundenwünschen Lesezeichen und Co her.
Basteln und Malen mit ihrer Tochter empfindet sie als pure Entspannung. Als ihre Tochter von einem Film über eine Meeresschildkröte erzählte, der in der Schulklasse gezeigt wurde, ließ sie diese Schildkröte einfach nicht mehr los. So enstand die erste Geschichte mit der kleinen Schildkröte Tilda. Mittlerweile ist Band zwei in Arbeit, dem hoffentlich noch viele Geschichten von Tilda und anderen Figuren folgen werden.
https://www.facebook.com/AnnikaBuetzler/